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Stadtsprecher Thomas Wahmes: Die Stimme der Stadt

Wer Thomas Wahmes in Hameln sieht, erblickt ihn meist mit dem Handy am Ohr. Mal kommen mehrere Stunden pro Tag zusammen, in denen das Smartphone warmläuft. Er telefoniert mit Bürgern, Redakteuren oder dem Oberbürgermeister. Der Stadtsprecher lebt für seine Aufgabe, nimmt dafür sogar Drohbriefe und Beschimpfungen in Kauf. Warum tut er sich das an?

Die Stimme der Stadt

Gegenüber dem Schreibtisch von Thomas Wahmes hängt ein auffallend buntes Kunstwerk. Viele verschiedene Farben, durcheinandergemixt. Sie wirken anziehend, schreien geradezu danach, betrachtet, interpretiert, mit Bedeutung gefüllt zu werden. Die Blicke des Stadtsprechers zieht die Leinwand aber nur selten auf sich. Eigentlich schaut Thomas Wahmes so gut wie nie bewusst auf das Bild, das so groß ist wie ein überdimensionaler Flachbild-Fernseher. „Ganz ehrlich, da fehlt die Zeit“, sagt der Leiter des Referats für strategische Grundsatzfragen, Wirtschaftsförderung und Öffentlichkeitsarbeit – und schenkt noch etwas Sprudelwasser nach. „Da gucke ich eher ins Mail-Postfach.“

Ja, der Arbeitsalltag des Stadtsprechers ist anstrengend. Mal häufen sich die Medienanfragen, mal fordert der Anruf eines Bürgers, mal stresst die Mängel-App. Trotzdem – oder gerade deshalb – liebt Thomas Wahmes seinen Job. „Ich lebe für diese Aufgabe“, betont er. Auch privat. „Es ist Lebensinhalt. Weil es mir Spaß macht, weil ich es gerne mache, weil ich zufrieden bin.“ Kommunikation, das ist genau sein Ding. Erreichbar ist er eigentlich immer. Auch im Urlaub, auch abends, auch am Wochenende. „Das sehe ich aber nicht als Last oder sonderliche Anstrengung“, meint der Familienvater. „Es ist ein gutes Gefühl, dass ich direkt antworten kann.“ Ohnehin: Anrufe am Abend oder am Wochenende kommen doch eher selten vor.

Thomas Wahmes: „Ich bin mit der Zeitung großgeworden“

Vielleicht schaut sich Thomas Wahmes das bunte Bild an der Wand vor seinem Schreibtisch aber auch nicht mehr bewusst an, weil er sich über die Jahre daran gewöhnt hat. Seit über 27 Jahren arbeitet er für die Stadt Hameln. Eigentlich kommt er aus Meppen, hat seine Ausbildung beim Landkreis Emsland absolviert. Schon dort ist er in der Öffentlichkeitsarbeit tätig, wird später Pressesprecher. Nebenbei studiert er Jura an der Uni Osnabrück. Das Studium hat er nie beendet. „Ich habe aber alle Scheine“, erzählt Thomas und lächelt. Dieses Wissen hilft ihm in seiner täglichen Arbeit. Genau wie die Erfahrungen, die er als Jugendlicher in Meppen gesammelt hat:

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„Ich bin mit der Zeitung großgeworden. Als ich noch Schüler war, 16 Jahre alt, bin ich in die Redaktion der Meppener Tagespost gegangen und habe gesagt: Ich möchte für euch als Mitarbeiter tätig werden. Das war der Anfang. Ich habe Fotos gemacht, die Bildunterschrift geliefert. Irgendwann wurden daraus Artikel, irgendwann ganze Seiten. Ich wurde zu Terminen geschickt, habe eigene Themen umgesetzt. Die fünf Jahre dort haben mir wahnsinnig viel Spaß gemacht. Von den Erfahrungen profitiere ich noch heute. Ich weiß: Wie baut man Texte auf? Wie wird ein Zeitungsartikel so geschrieben, dass er druckreif ist? Wie ticken Redaktionen?“

Thomas Wahmes

„Es gab heftige Briefe, Drohbriefe, Beschimpfungen“ 

Als er 27 Jahre alt ist, kommt er nach Hameln, fängt als Pressesprecher bei der Stadt an. Bereut hat er diesen Schritt nie. „Als ich herkam, kannte ich keinen Menschen in der Stadt. Aber über die Jahre haben sich viele Freundschaften entwickelt. Das spricht auch für die Stadt“, sagt Thomas. Hier in Hameln fühlt er sich wohl; an vielen Orten, zum Beispiel in der Altstadt oder an der Weser. Hier in Hameln hat er auch seine Frau kennengelernt. „Das war bei einem Jubiläum der Städtepartnerschaften im Jahr 1993. Ich habe das damals mit vorbereitet. Und bei einer Veranstaltung war sie auch dabei. Eine Veranstaltung im Bürgergarten war das. Da habe ich sie kennengelernt.“

Immer mal wieder wird er angesprochen, auch privat, um zu Themen, die die Leute bewegen, Stellung zu nehmen. „Das passiert in der Nachbarschaft, das passiert in der Stadt“, erzählt er. „Das finde ich nicht unangenehm oder störend. Es ist immer ein gutes Gefühl, in Kontakt mit Menschen zu sein. Das macht Hameln so spannend. Relativ überschaubar, man kennt sich, begegnet sich, wird auch mal angesprochen.“ Meist schafft es Thomas, Verständnis beim Gegenüber hervorzurufen. Manchmal klappt das aber auch nicht.

„Aufs Sofa legen ist nicht mein Ding“

„Es gab heftige Briefe, Drohbriefe, Beschimpfungen“, verrät er. Schließlich gab es auch Themen, die sehr kritisch diskutiert wurden. Und der Stadtsprecher steht mit seinem Namen dafür. Da war zum Beispiel der Bau der Stadtgalerie. „Da gab es hitzige Diskussionen, auch persönliche Anfeindungen. Das passiert mal, ist aber die Ausnahme. Es lässt sich nicht vermeiden, damit muss man umgehen können. Aber das gehört dazu“, sagt er. Wie er mit dem Drohbrief umgegangen ist? „Ihn geöffnet, drüber geschaut – und zu den übrigen Unterlagen gelegt.“ Irgendwann sei das Thema wieder vergessen. „Persönlich hat es mich nicht berührt. Man kann über alles sachlich reden. Wenn so ein Brief anonym kommt, hat sich der Verfasser selbst schon disqualifiziert.“

Wenn Thomas Wahmes nach einem stressigen Arbeitstag nach Hause kommt – und mal wieder keine Zeit hatte, sich mit dem bunten Kunstwerk gegenüber zu beschäftigen, steigt er aufs Mountainbike. Oder er geht in den Garten, zupft Unkraut. „Aufs Sofa legen ist nicht mein Ding“, sagt der Familienvater. „Das wäre mir zu passiv.“ Als Macher würde er sich trotzdem nicht beschreiben. Er sieht sich eher im Hintergrund. Als einer, der abliefern, seine Aufgabe professionell erfüllen möchte. Aus Loyalität. Gegenüber der Stadt, gegenüber seinem Arbeitgeber. Und gegenüber allen Hamelnern.

Fotos: Christian Manthey

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