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Punkt Schwarz: Die Menschen hinter Hamelns neuem Tattoostudio

Moritz Piwon und Florian Meier setzen mit ihrem Tattoostudio Punkt Schwarz in Hameln neue Maßstäbe – und bezeichnen sich selbst als Handwerker. Wir haben die Tätowierer besucht.

Jede Linie beginnt mit einem schwarzen Punkt.

Großräumig, offen, clean: Wer in Hamelns Innenstadt unterwegs ist, dem fällt das neue Tattoostudio in der Bäckerstraße 39 sofort ins Auge. Anfang September haben Moritz Piwon und Florian Meier „Punkt Schwarz“ eröffnet. „Ein Studio für die neue Generation“, sagt Florian und lehnt sich an den schwarzen Massivholztisch, über dem drei Pendelleuchten hängen. Moritz sitzt derweil an einem Tattoo für einen Kunden.

Das Tätowieren ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Wir verstecken uns nicht.

Moritz Piwon und Florian Meier von Punkt Schwarz

Hinter den beiden Freunden liegen harte Monate. „Wir haben nebenbei natürlich weiter als Tätowierer gearbeitet, sind die meisten Tage nicht vor 2 Uhr nachts ins Bett gekommen“, erzählt Moritz. Eine Belastungsprobe für die Freundschaft? Nicht wirklich. Seit fast zehn Jahren arbeiten die Tätowierer quasi nebeneinander, können sich „gut lesen“.

Punkt Schwarz Tätowierhandwerk: Diese Story steckt hinter dem neuen Studio

„Es kommt nicht oft vor, dass wir beide gleichzeitig angepisst sind“, meint Florian und lacht. Die Freunde geben sich gegenseitig Freiräume. „Ich hatte zum Beispiel vollstes Vertrauen in Moritz, der sich um die Einrichtung und den kompletten Ausbau unseres Studios gekümmert hat“, sagt Florian. Er wiederum arbeitete zusammen mit Victoria Birgel und Marc Sobotta von der Agentur linea–weiss am Werbekonzept, an der neuen Website www.punkt-schwarz.com und den Social-Media-Auftritten bei Instagram und Facebook.

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Dass Punkt Schwarz kein „klassisches“ Tattoostudio ist, zeigt sich auch am Einbezug der Community. Täglich posten Moritz und Florian ein neues Ergebnis ihrer Arbeit in den sozialen Medien. Sie setzen auf Interaktion mit ihren Followern, deren Zahl sich rasant entwickelt hat. Wenige Wochen nach Erstellung des Accounts folgen Punkt Schwarz bereits über 2000 Fans bei Instagram. Das Besondere: Die beiden Tätowierer aus Hameln nehmen die Impulse mit ins Studio. An einer Holzwand hängen so zum Beispiel quadratische Leinwände mit Instagram-Bildern – als Motiv-Inspiration. Ein paar Meter weiter haben sich Gäste mit Polaroid-Fotos auf einem großen, schwarzen Punkt verewigt.

Punkt Schwarz: Ein Tattoostudio für die neue Generation

„Das Tätowieren ist inzwischen in der Mitte der Gesellschaft angekommen“, sagt Florian. Und entsprechend sei daher auch das Studio einzurichten. Moritz meint: „Wenn Leute reinkommen, die eigentlich nichts mit Tattoos am Hut haben und uns für das Studio loben, ist das für uns die größte Belohnung“. Solche Besuche sind nicht selten. Immer wieder kommen Passanten vorbei, bleiben an den großen Fenstern stehen. Manche kommen rein, loben die Tätowierer für die moderne, puristische Inneneinrichtung und das Gesamtkonzept. Dieses Feedback treibt Moritz und Florian an, gibt ihnen Bestätigung und Motivation für ihre tägliche Arbeit.

„Mit dem Studio haben wir uns einen Traum erfüllt und unserer Vision eines innovativen und modernen Tattoostudios Gestalt gegeben“, meint Florian. Für ihn und Moritz steht die Tradition des Tätowierhandwerks im Fokus – und die Dienstleistung, die damit verbunden ist. Denn die beiden Tätowierer sehen sich selbst als Handwerker, nicht als Künstler. Moritz hat sich das Wort „Handwerk“ in einzelnen Lettern sogar über die Fingerglieder tätowieren lassen.

Tätowierer Moritz Piwon: Handwerker aus Überzeugung

Handwerker ist Moritz schließlich von Haus aus. Nach dem Schulabschluss absolviert er eine Ausbildung als Prototypen-Bauer in der Automobilindustrie in Hildesheim. Er setzt einen Meister drauf, arbeitet einige Zeit als Abteilungsleiter, will eigentlich noch ein Studium anschließen. Doch daraus wird nichts. Moritz wird freigestellt, braucht einen neuen Plan. Warum nicht sein Hobby zum Beruf machen, der Leidenschaft folgen – und tätowieren?

Tattoos begeistern Moritz Piwon schon früh. „Sie waren nie ein Tabuthema in unserer Familie“, erzählt der Hamelner: „Auf meiner Konfirmation durfte ich kein Bier trinken, aber mit 14 tätowiert sein.“ Im Alter von 12 Jahren liest er damals sein erstes Tattoo-Magazin. Ein Auslöser der Faszination ist sein jüngster Onkel. Der wächst bei den Eltern von Moritz auf und arbeitet zu dieser Zeit nebenbei in einem Tattoostudio in Hildesheim. Moritz begleitet ihn hin und wieder, verbringt seine Freizeit später immer häufiger bei der Tattoo Family Eisenhauer.

Wir haben Moritz Piwon schon
einmal bei seiner Arbeit besucht.

Als der Hamelner freigestellt wird, beginnt er eine Ausbildung bei Inhaber Erich Eisenhauer. „Erich hat gesagt: ‚Wenn du in einem Jahr nichts kannst, bist du wieder raus‘“, erzählt Moritz. Doch Moritz bleibt – für viele Jahre. Der Job als Tätowierer erfüllt ihn. „Ich tätowiere, weil ich das Handwerk lebe und liebe“, meint er. Als Moritz vor ein paar Jahren dann aus seiner Wohnung in der Bäckerstraße zieht, ahnt er noch nicht, dass er schon bald zurückkehren wird.

Zumindest in die unmittelbare Nähe. „Ich habe direkt über unserem jetzigen Studio gewohnt“, erzählt er und schmunzelt. Inzwischen lebt er mit seiner Frau und seinem Sohn in der Nähe von Hameln – und arbeitet in dem Haus, in dem er einst gewohnt hat. Mit „Punkt Schwarz“ beginnt für Moritz Piwon fast 20 Jahre nach seinem ersten Tattoo ein neues Kapitel. Zusammen mit seinem langjährigen Kollegen Florian Meier.

Surfer, Zeichner, Handwerker: Das ist Tätowierer Florian Meier von Punkt Schwarz

Dass auch Flo, wie Freunde ihn nennen, in seiner Heimat lebt und arbeitet, hätte er sich noch vor ein paar Jahren nicht vorstellen können. Zu dieser Zeit will Florian Meier am liebsten überall auf der Welt arbeiten. Aber nicht in Hameln. „Nach der Ausbildung in einer Werbeagentur in Hameln war ich mehrere Monate in Frankreich, Spanien und auf Bali surfen“, erzählt der heute 35-Jährige. Das Wellenreiten begeistert ihn. Er will als Surflehrer sein Geld verdienen. Als er sich auf Bali jedoch an der Rippe verletzt, muss er für mehrere Wochen pausieren.

„Neben dem Surfcamp war ein Tätowierer. Wenn sich Kursteilnehmer tätowieren ließen, dann bei ihm. Auch ich habe mich von ihm tätowieren lassen. Als ich verletzt war und nicht auf dem Wasser sein konnte, hing ich bei ihm rum. Er konnte zwar nicht so gut Englisch, hat mich aber über die Schulter schauen lassen. So kam alles wieder hoch. Ich habe wieder angefangen zu zeichnen.“

Über das Tätowieren lernt Florian seine Frau kennen

Schon vor der Zeit im Ausland interessiert sich Florian fürs Zeichnen. Während der Schulzeit zeichnet er immer wieder. „Wenn ich im Urlaub Künstler am Straßenrand gesehen habe, die Portraits gezeichnet haben, hat mich das fasziniert“, erzählt Flo. Wegen dieser Faszination will er nach der Schule eigentlich Kunst studieren. Doch das klappt nicht. Florian bekommt keine Zulassung, beginnt schließlich eine Ausbildung in der Werbeagentur. Die jedoch erfüllt ihn nicht.

Als er aber einen Freund zur Tattoo Family Eisenhauer begleitet, entdeckt er die Liebe zum Tätowieren für sich. „Anders als Moritz hatte ich eigentlich nicht viele Berührungspunkte mit dem Tätowieren“, erzählt Florian. Das Tätowierhandwerk soll zunächst eher Mittel zum Zweck sein. Nach der Zeit auf Bali beginnt Flo eine Ausbildung bei der Tattoo Family Eisenhauer. „Als ich wieder in Hameln war, habe ich Erich nach der Ausbildung gefragt.“ Eigentlich will Florian zu dieser Zeit noch einmal surfen im Ausland, die Ausbildung später beginnen. Inhaber Erich Eisenhauer jedoch überzeugt ihn, direkt mit der Lehre zu beginnen.

Mit einem schwarzen Punkt fängt alles an

Das Tätowieren wird für Florian Meier zur Berufung. Und über seinen neuen Job lernt er schließlich nicht nur Moritz kennen, sondern auch seine heutige Frau. „Ich habe sie häufiger tätowiert, so haben wir uns immer besser kennengelernt.“ Inzwischen wohnen sie zusammen in Hameln, haben gemeinsam zwei Kinder.

Florian und Moritz arbeiten mehrere Jahre direkt nebeneinander. Um zu lernen, stellen sie dem jeweils anderen ihre Haut zur Verfügung, tätowieren sich gegenseitig. Vor ein paar Monaten reift dann die Entscheidung, etwas Eigenes auf die Beine zu stellen. Sie entscheiden sich, ein eigenes Studio aufbauen zu wollen. „Wir haben den Stein ins Rollen gebracht, dann hat er uns zu Beginn überrollt“, erzählt Florian offen und ehrlich. Das Konzept steht früh, doch eine passende Location haben die beiden Tätowierer zunächst nicht.

Dann jedoch erfahren die beiden vom Leerstand in der Bäckerstraße 39. Sie überzeugen den Vermieter von ihrem Konzept – und bekommen die Zusage. Inzwischen sind sie längst in ihrem Studio angekommen. Und so kann Florian Meier an diesem Herbstabend im Licht der drei Pendelleuchten am schwarzen Holztisch erzählen, was hinter dem Namen „Punkt Schwarz“ steckt. „Ein schwarzer Punkt ist das erste, was du machst, wenn du mit einer Tätowierung anfängst. Jede Linie beginnt mit einem Punkt“, sagt er. Mit Punkt Schwarz hat auch für die beiden Freunde eine neue Lebenslinie begonnen.

Text: Moritz Muschik
Fotos: Tanja Dutton
Konzeptschmiede
Punkt Schwarz

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