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Christian Grundmann: Die Volkswagen-Liebe entflammt in den USA

Christian Grundmann ist in den USA aufgewachsen – und nach seiner Rückkehr in das Familienunternehmen, die Dachdeckerei Junker, eingestiegen. Aus Kalifornien hat er nicht nur den „American Way of Life“ nach Deutschland mitgebracht, sondern gemeinsam mit seinem Vater auch eine ganz besondere Leidenschaft: für seltene Volkswagen.

Christian Grundmann zeigt auf sein Smartphone. Auf dem Sperrbildschirm ist ein Urlaubsfoto zu sehen – darauf: seine beiden Töchter vor einem VW-Bulli. „Das Bild ist während unserer letzten USA-Reise in Kalifornien entstanden“, erzählt der 48-jährige Hamelner, der nicht nur Inhaber der Dachdeckerei Junker in Hessisch Oldendorf ist – sondern auch großer VW-Fan und Sammler. Die umfangreiche Sammlung alter und seltener Volkswagen, die er zusammen mit seinem Vater aufgebaut hat, gilt als weltweit einmalig. In unserem HamelnR Pop-up-Store hat Christian mit uns über seine Kindheit in den USA, die VW-Leidenschaft und seinen beruflichen Weg gesprochen.

Christian Grundmann hat uns im HamelnR Store besucht.

Christian, du bist in den USA aufgewachsen, hast aber Wurzeln in der Nähe von Hameln. Wie kam es dazu?

Mein Vater war früher Beamter bei der Bundeswehr, hat dort als Pilot gearbeitet. In Kalifornien hat er deutsche Piloten ausgebildet – und wir haben als Familie dort gelebt. Ich habe den amerikanischen „Way of Life“ kennengelernt, bin dort zur Schule gegangen. Wir haben damals in Kalifornien zwischen Los Angeles und Las Vegas in einem Ort namens Victorville gelebt. Seit 1980 wohne ich in Hessisch Oldendorf.

Zu der Zeit warst du sieben Jahre alt …

Mein Vater hat sein Beamtenverhältnis damals gekündigt, weil es ihn nicht mehr erfüllt hat. Es war auch eine Entscheidung für die Familie. Da mein Vater Hauptmann der Luftwaffe war, sind wir früher oft umgezogen, wären nach der Zeit in den USA wahrscheinlich ansonsten in England gelandet. Die häufigen Umzüge war ich gewohnt. Ich bin in Freiburg geboren, meine Schwester kam in Rheine auf die Welt.

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Wie ging es für deinen Vater in Deutschland weiter?

Mein Großvater hatte die Dachdeckerei Junker in Hessisch Oldendorf gegründet, 1955 schon. Er hatte keinen Nachfolger und hat meinen Vater gefragt, ob er die Firma übernehmen möchte. Also hat mein Vater damals mit Mitte 30 eine Ausbildung zum Dachdecker begonnen, seinen Meister angeschlossen und später die Firma übernommen.

Inzwischen führst du die Dachdeckerei Junker mit insgesamt 45 Mitarbeitern …

Mein Vater hat mir immer offengestellt, was ich machen möchte. Ich war erst auf der höheren Handelsschule in Hameln, übrigens in einer Klasse mit Claudio Griese. Danach wollte ich eigentlich eher zur Bundeswehr gehen. Die Ausbildungs- und Verdienstmöglichkeiten haben mich schon gereizt. Ich habe die Grundausbildung absolviert, das lief auch echt gut. Später ging es mir aber wie meinem Vater damals in den USA. Ich habe gemerkt, wie eingeschränkt die Aufstiegsmöglichkeiten wegen persönlicher Entscheidungen damals waren. Also habe ich eine Ausbildung zum Dachdecker begonnen und bin später als Meister in den Familienbetrieb eingestiegen.

Was schätzt du besonders an deinem Job?

Ich bin viel unterwegs, lerne immer interessante, andere Menschen kennen. Dazu bin ich oft an der frischen Luft. Wie gesagt: Ich sauge gerne auf, sehe in vielen Dingen Inspiration für mich und mein eigenes Leben. Das ist für mich interessant. Auch die Zusammenarbeit mit anderen Gewerken wie Maurern oder Gerüstbauern.

Wenn ich in den USA in ein Geschäft komme, habe ich sofort das Gefühl, König zu sein. Diesen Spirit habe ich versucht zu verinnerlichen. Von der Zeit in den USA zehre ich heute noch.

Was ist dir im Umgang mit deinen Mitarbeitern wichtig?

Mir ist wichtig, meine Mitarbeiter einzubeziehen. Natürlich muss ich am Ende eine Entscheidung treffen und sie tragen. Aber ich versuche, die Meinungen meiner Kollegen zu berücksichtigen und Teamspirit aufzubauen.

Stichwort Teamspirit und Einstellung: Was ist aus deiner Sicht der größte Unterschied zwischen Amerikanern und Deutschen?

Pauschal lässt sich das natürlich nicht sagen, aber lass es mich so versuchen: Wenn einer ein neues Auto hat, dann fragen die Deutschen: Kannst du dir das überhaupt leisten? Die Amerikaner meinen eher: Cool, lass uns darauf mal anstoßen. Da ist der Neidfaktor gefühlt nicht so groß. Die Amerikaner sind da sehr offen, das liebe ich an der Lebensweise. Oder auch der Service … Wenn ich in den USA in ein Geschäft komme, habe ich sofort das Gefühl, König zu sein. Diesen Spirit habe ich versucht zu verinnerlichen. Von der Zeit in den USA zehre ich heute noch.

Bist du noch regelmäßig in den USA?

Fernweh habe ich immer. Ich bin gerne mit meinen Kindern und meiner Frau in Amerika. Die letzten zwei Jahre war das leider nicht so häufig möglich. Aber bei unserer letzten Reise vor der Pandemie sind wir mit einem VW-Bus durch Kalifornien gefahren. Ich kenne noch viele Leute dort vor Ort.

Wie sieht ein USA-Aufenthalt für dich und deine Familie aus?

Ich habe noch einige Bekannte in den USA. Wenn wir dort im Urlaub sind und zum Beispiel zu einer Poolparty und BBQ bei Freunden in Los Angeles eingeladen sind, fühlt sich das nach Familie an. Ich bin grundsätzlich und an vielen Orten gerne im Urlaub, aber Amerika fühlt sich wie „Coming Home“ an.

Wie hat sich die Leidenschaft für Volkswagen in deiner Familie entwickelt? In eurer Sammlung in Hessisch Oldendorf stehen über 80 seltene VW-Fahrzeuge, das gilt als weltweit einmalig …

Die Leidenschaft für Volkswagen ist in Amerika entstanden. Wenn mein Vater als Fluglehrer bei der Bundeswehr mit den Flugschülern geflogen ist, war er so konzentriert, dass er danach eine Weile brauchte, um wieder runterzukommen. Er meinte früher mal zu mir, dass die meisten Piloten ins Casino gegangen seien und etwas getrunken hätten. Das wollte er natürlich nicht. Stattdessen hat er alte englische Autos zu Hause in der Garage restauriert. In Los Angeles gab es damals die ersten VW-Treffen, meine Mutter ist später mit einem VW Käfer Cabrio gefahren. So habe ich das als Kind schon mitbekommen. Es gibt Fotos, auf denen ich als Kind neben meinem Vater am Auto zu sehen bin und wir gemeinsam den Wagen putzen.

Bist du mit den Autos auch privat unterwegs?

Im Sommer habe ich ein Käfer Cabrio von 1949 restauriert – und bin damit auch zu mehreren Baustellen gefahren. Ich finde das schön, mit dem Auto unterwegs zu sein. Das ist für mich Entschleunigung.

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