Hameln, wie geht’s? – Untersuchung zeigt, was Familien fehlt

Vor zehn Jahren wurde für Hameln erstmals ein „Familienreport“ erstellt, jetzt liegt der zweite vor. Ziel: Aufzeigen, in welchen Bereichen sich etwas ändern sollte, damit es Hamelnerinnen und Hamelnern gut geht. Die Erkenntnisse sollen in die Stadtentwicklung einfließen. Darum geht‘s:

Wie vor zehn Jahren wurde auch für den zweiten Familienreport mit der Universität Hildesheim, allen voran Professor Dr. Wolfgang Schröer, zusammen gearbeitet. Über 900 Hamelnerinnen und Hamelner wurden zu verschiedenen Bereichen befragt – im Ergebnis sind sechs Themenfelder herausgekommen, die für sie besonders wichtig sind und in denen es Handlungsbedarfe gibt.

„Familie“ – der Begriff ist für die Mitarbeitenden des FiZ (Familie im Zentrum) und der städtischen Abteilung Familie und Soziales nicht auf Eltern, die mit ihren Kindern zusammenleben, beschränkt, sondern umfasst auch Großeltern. Ziel der Arbeit: „Hameln familienfreundlicher zu machen“, fasst der Leiter der Abteilung, Bernd Himler, den Auftrag zusammen.

Bernd Himler (v.li.), Anna-Katharina Glatz, Julia Kraaz und Celine Steiger haben den Familienreport 2025 vorgestellt.

„Wir wollen Sprachrohr für Familien sein“, sagt Himler; dafür muss bekannt sein, was sie brauchen und was Hameln für sie tun kann. Im wissenschaftlichen Sinne repräsentativ sind die Ergebnisse des Familienreports nicht – „den Anspruch können wir gar nicht haben“, sagt Himler mit Blick auf Ressourcen. Aber, betont er, Professor Schröer habe bestätigt, dass das Ergebnis „sehr, sehr aussagekräftig“ sei.

Bei der Präsentation des Familienreports am Montag im Foyer der Touristinformation betonte Oberbürgermeister Claudio Griese: „Der Familienreport zeigt uns einige Baustellen, wo wir noch Druck in der Stadt haben.“ Indes müsse man sich nicht verstecken, denn – so der Rathaus-Chef – „es tut gut, in den Rückspiegel zu schauen, um zu sehen was wir schon geschafft haben.

Insgesamt 909 Personen haben sich an der Befragung beteiligt. „In die Auswertung sind aber nur die ausgefüllten Fragebögen eingeflossen, die neben soziodemografischen Daten […] mindestens 80 Prozent der Fragen beantwortet haben. Dies waren 371 Teilnehmende“, heißt es zu dem Report. Die Aussagen der Teilnehmenden sprächen somit nicht für alle Menschen in Hameln, aber sie enthielten „Anregungen und Hinweise, was sie über die Infrastrukturen für Familien in Hameln denken“.

Sechs Themenfelder mit Anregungen für Verbesserungen

Herausgearbeitet wurden bei der Auswertung folgende Themenfelder, von denen jedes mit einer „Diskussionsanregung“ versehen wurde:

  1. Wohngebiet: „Familien brauchen hier alltägliche Orte, an denen sich […] insbesondere auch Familien, Kinder und Ältere treffen können. Sie müssen um die Ecke barrierearme Orte des Miteinanders – soziale Wohnzimmer – finden können.“
  2. Pflege: „Pflege als vielschichtige Herausforderung von Familien und Angehörigen braucht eine größere Aufmerksamkeit. Dabei sind gerade Möglichkeiten auch im lokalen Umfeld – im Wohngebiet – zu schaffen, die die gegenseitige Unterstützung verstärken und Orte bieten, an denen […] Entlastung und Freizeit geschaffen wird.“
  3. Multi-Sorgende: „[…] Es braucht niedrigschwellige Angebote vor Ort, damit die Belastungen nicht irgendwann zur Erschöpfung werden. Es stellt sich auch immer wieder die Frage, wie die Arbeit für den sozialen Zusammenhalt, die Sorge und Pflege besser verteilt werden kann.“ Zum Beispiel könnten (wieder) Babysitter-Kurse angeboten und so im nächsten Schritt Entlastung für Familien bringen.
  4. Mobilität: „Auch wenn in den vergangenen Jahren viel in den öffentlichen Nahverkehr investiert wurde und es Veränderungen – u.a. durch das stark verbilligte Monatsticket in Hameln und das Deutschlandticket – gab, bleibt eine gute barrierearme öffentliche Anbindung aller Wohngebiete gerade auch in den Randzeiten des Tages eine große Herausforderung […].“
  5. Beratung: „[…] Gerade die Angebote für junge Menschen, insbesondere junge Erwachsene, scheinen weniger bekannt. Insbesondere wäre es auch gut […], über die Angebote im Fall von Gewalt und Diskriminierung besser zu informieren. Perspektivisch gilt es zudem, Beratungslücken zu erkennen und zu schließen, um damit –beispielsweise im Bereich Digitalisierung- auf aktuelle Alltagsthemen reagieren zu können. Bestehende Angebote sollen bestehen bleiben und eventuell ausgebaut werden.“
  6. Informationen: „Wir leben heute alltäglich in einer analog-digitalen Welt. Entsprechend besteht die Herausforderung, auch die öffentlichen Angebote für Familien dieser Wirklichkeit anzupassen. Dabei handelt es sich nicht mehr um einen Extra-Service, sondern es sollte ein Standard sein, dass Familien ihre Anträge und Informationen einfach zugänglich im Netz finden können. Dies bedeutet aber nicht, dass analoge Beziehungen und Informationen von Menschen, denen wir vertrauen, keine Bedeutung haben. Diese werden vielleicht umso wichtiger, da der digitalen Welt in vielen Belangen auch nicht vertraut wird.“

Einige der Themen, wie Wohnen und Mobilität hatten sich schon 2014 als verbesserungswürdig herausgestellt, bilanziert der Report. In anderen Bereichen gebe es Verbesserungen – Beispiel Sauberkeit und Freizeitgestaltung in Form von Spielplätzen.

Die Ergebnisse des Familienreports sollen, so Bernd Himler, bei der Weiterführung des Integrierten Stadtentwicklungskonzepts ISEK 2030 einfließen. Klar ist laut Bernd Himler aber auch, dass die Stadt nicht alles alleine umsetzen kann. Eine Sorge besteht fortwährend: „Was wir machen, fällt unter freiwillige Leistungen“, mit der die soziale Balance erhalten werde – wenn die Politik die Notwendigkeit nicht sehe, „könnte es uns weggenommen werden“.

Fotos: Wilfred Gebauer und Birte Hansen-Höche

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