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181 Jahre Schützenfest Hemeringen: Ein ganz besonderes Schauspiel – wir waren bei einer Probe vor dem großen Spektakel dabei

Beim historischen Schützenfest in Hemeringen wird alle vier Jahre der Überfall der „Räuber“ auf die „Schützen“ im Rahmen der großen Schlacht im Jahr 1813 nachgespielt. Unsere HamelnR Supporterin Ines war bei einer Probe vor dem großen Festwochenende dabei. Was sie bereits bei dem Übungsabend feststellen durfte: Das Schützenfest wird ein echtes Spektakel.

Ihr alle kennt sie, die Schützenfeste und Zeltdiscos, die in den Sommertagen und -nächten Familien und Feiernde auf die Dörfer locken. Aber es gibt ein Schützenfest, das heraussticht, da es etwas ganz Besonderes bietet: Das historische Schützenfest in Hemeringen. Dort wird alle vier Jahre der Überfall der „Räuber“ auf die „Schützen“ im Rahmen der großen Schlacht im Jahr 1813 am Hemeringer Berg nachgespielt. Die „Schützen“ sind dabei die Bürgerwehr, die damals plündernde französische Soldaten Napoleons (die „Räuber“) über die Grenze bis ins Kurfürstentum Hessen jagte.

Ich darf an einem der Übungstage dabei sein und muss sagen, dass selbst ich nicht wusste, was für ein Spektakel dieses Schützenfest mit sich bringt. Und dabei wohne ich nur einen Ort weiter. Manchmal sieht man doch die faszinierendsten Dinge erst auf den zweiten Blick.

Wichtig ist den Verantwortlichen, dass hier nicht aus Jux und Tollerei auf den Wiesen herumgeballert wird. Ilka Albrecht, mit der ich über die Hintergründe des Schützenfestes spreche, sagt: „Es geht hier um eines: um die Wahrung einer Tradition!“ Und wie ernst diese Tradition genommen wird, wird mir spätestens am Übungstag vor Ort klar. Falls ihr den Film „Sweet Home Alabama“ kennt: Genauso fühle ich mich, als ich mich vom Strom der zahlreichen Statisten in historischen Uniformen und der Kleidung der Kompanien in Richtung Übungsfeld treiben lasse.

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Hinter den Kulissen vor dem Schützenfest in Hemeringen: Vorbereitungen auf die Schlacht am Hemeringer Berg

„An der Nachstellung der Schlacht aus dem 19. Jahrhundert nehmen die Dorfbewohner oft seit mehreren Generationen teil“, erklärt mir Jörg Künne, der mich an diesem Tag über das Feld führt. Ich höre von einem Herrn, der Kleidung trägt, die er von seinem Urgroßvater geerbt hat. Dabei ist der gute Mann selbst schon rund 60 Jahre alt. Die Uniformen, die getragen werden, werden oft von den Eltern an die Kinder und schließlich an die Enkel weitergereicht. Es geht darum, in wessen Familie man schon immer „Schütze“ war und welche Familie seit jeher den „Räubern“ angehörte.  

Über die Jahre sind zusätzliche „Kompanien“ hinzugekommen und es gibt natürlich immer wieder neue Mitglieder. Die „Räuber“ bieten mir direkt an, in ihre Kompanie einzutreten. „Aber ich ihr habt hier doch gar keine Frauen?“, frage ich. „Das macht nichts! Gib dir einfach einen Männernamen und verkleide dich. Wir sind da ganz offen!“, bekomme ich als Antwort. War die Schlacht anfänglich noch ein reines Männerding, so gibt es seit vielen Jahren die Hemeringer „Ehrendamen“, die den König anfeuern, und auf der Gegenseite die „Alpenrosen“, die mit den „Räubern“ sympathisieren. Artillerie und Kavallerie, Alpenjäger, Zipöre, Generäle und Adjutanten…mir wird ganz schwindelig bei all diesen verschiedenen Truppen und Dienstgraden. Aber alle sind mit ganzem Herzen bei der Sache und tragen zum größten Teil sogar lustige Kampfnamen, wie zum Beispiel „Knallfrosch“, der eine der Kanonen bedient.

Großes Spektakel schon vor dem historischen Hemeringer Schützenfest

Die Kanonen faszinieren mich besonders. Die Artillerie, die sie befeuert, hat natürlich eine spezielle Ausbildung im Umgang mit Schwarzpulver. Eine der Kanonen, die dicke Berta, existiert schon so lange, dass sie im zweiten Weltkrieg vergraben wurde, damit man sie nicht wie Kirchenglocken oder ähnliches für die Rüstungsindustrie einschmolz. Nach dem Krieg, als alle Waffen von den Alliierten eingesammelt wurden, wurde sie sogar eingemauert, um sie zu erhalten. Daran merkt man, wie wichtig den Menschen hier der Brauch ihres Schützenfestes ist. Aber auch an den Häusern zeigen Flaggen, zu welcher Kompanie die Bewohner gehören.  Da redet man auch mal sechs Wochen lang nicht mit dem Nachbarn, wenn er dem König abtrünnig ist, oder es wird über den Gartenzaun hin- und hergeneckt.

Dabei gibt es auch neutrale Statisten, wie Apotheker, Stabsärzte und Krankenschwestern. Eine Pfennigkompanie gibt es ebenfalls. Sie wird den Eintritt kassieren. Jeder hat hier seine Aufgabe und probt diese Woche für Woche. Rund sechs Wochen vor dem Schützenfest befindet sich das Dorf bereits in einer Art Ausnahmezustand. Jedes Wochenende wird für den großen Tag geprobt. Dabei treffen sich ungefähr 400 Menschen auf dem Sportplatz der Grundschule und proben den traditionellen Aufmarsch, so wie es bereits seit 181 Jahren alle vier Jahre getan wird. Alles folgt einem historischen und sehr festgelegten Ablauf. Ein wirklich faszinierendes Spektakel!

Das große Festwochenende in Hemeringen steigt vom 23. bis 25. Juni

Am Festwochende, das vom 23. bis 25. Juni geht, findet am Freitag die Disco und am Samstag der große Zapfenstreich auf der Paradewiese statt, der anschließend im Festzelt mit einer Live Band gefeiert wird. Am Sonntag um 13 Uhr startet der Aufmarsch durch das Dorf, für den so lange geprobt wurde. Dieser endet an der Paradewiese, wo die Schlacht am Hemeringer Berg nachgestellt wird. Falls ihr dabei sein möchtet, gebt ihr hier ein Eintrittsgeld von 5€, das sich mit Sicherheit bezahlt machen wird. Kinder schauen kostenlos zu. Jeder ist dazu eingeladen, im Anschluss im Festzelt zu tanzen.

Und sogar am Montag ist das Schützenfest noch nicht zu Ende. Ab 9 Uhr könnt ihr am Katerfrühstück teilnehmen oder um 12 Uhr die Eroberung des Hemeringer Ortsteils Wahrendahl verfolgen. Der anschließende Umzug durch ganz Hemeringen endet um 18 Uhr mit der Königsproklamation und dem zugehörigen Königsball.

Die Teilnahme an der Probe hat meine Neugier definitiv geweckt und ich kann nur sagen: Schnappt eure Freunde und Familie, denn in Hemeringen ist vom 23. bis 25. Juni definitiv für jeden etwas Spannendes dabei! Und dann wird es wieder ganze vier Jahre dauern, bis wir so etwas wieder erleben können …

Fotos: Catrin Rörig

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