Kokosmakronen, Nussecken und Eclairs. Der Duft der süßen Teigspeisen weht durch die Backstube im sonnigen Jordanien. Mittendrin: Hans Wegener, gebürtiger Hamelner und angehender Bäckermeister. Für ein Projekt des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung ist der 25-Jährige nach Jordanien gekommen. Sein ehemaliger Chef Marc Mundri, Geschäftsführer der Bäckerei Diepenbrock aus Everswinkel/Münster, mit dem er zusammen vor Ort war, hat ihn in das Projekt mit reingebracht. Ihre Aufgaben: Jugendlichen und jungen Erwachsenen, darunter syrische Flüchtlinge, für das Handwerk zu qualifizieren, damit sie bessere Berufschancen haben. Die deutschen Handwerksorganisationen unterstützen ihre Partner dort.
Jordanien ist eine Herausforderung
Hans Wegener fliegt nun schon zum dritten Mal nach Jordanien. „2019 war ich bereits schon einmal vor Ort und konnte deswegen ungefähr abschätzen, was auf mich zukommt“. Denn anders ist es in der Backstube dort schon: So gibt es keinen Gärschrank, keine Klimaanlage, keine Lauge, kein Roggenmehl, auch wenn man dies – trotz momentaner Engpässe – natürlich importieren könnte. „Aber damit ist dort langfristig niemandem geholfen“, betont Hans Wegener. Alles in allem eine Herausforderung, auch, was die Verständigung angeht, aber Übersetzer sind mit dabei. „Anfangs ist immer eine hohe Flexibilität gefragt, da die Abläufe und Rezepte den Backstubenbedingungen und der Gruppengröße angepasst werden müssen“, erzählt der Bäcker. Nichtsdestotrotz: Bei den süßen Speisen haben die jungen Nachwuchskräfte schon sehr gute Resultate erzielen können.
Es ist beachtlich, welche Begeisterung hier herrscht und wie Handwerk verbindet.
Bäcker Hans Wegener
Auf die Kokosmakronen, Nussecken und Eclairs folgen Croissants und Focaccia, hier liegt der Fokus nun auf den Teigen, „was sehr turbulent werden kann“. Rühren, kneten, probieren: „Es ist beachtlich, welche Begeisterung hier herrscht und wie Handwerk verbindet“, freut sich Hans Wegener. Auch, wenn die Backstuben in Jordanien nicht mit deutschen Backstuben vergleichbar sind: „Man hat alles, was man braucht.“ Hinzu kommen dann halt andere Gewürze, da hält der Bäcker auch gerne Rücksprache mit dem Kurs. Vorlieben der Teilnehmer werden beim Backen dann gerne mal berücksichtigt.
Einiges nimmt er von dort mit nach Hameln
Nach der Bäckerlehre in Sottrum bei Bremen, dem dualen Studium in Münster bei der Bäckerei Diepenbrock, der Mitarbeit in einer Großbackstube in Dortmund und der nun beginnenden Meisterschule in Olpe, ist Jordanien die vielleicht aufregendste Station für Hans Wegener. Auch, weil er von dort einiges mitnimmt: „Was ich dort sehr interessant finde, ist, dass der Fokus auf kleine Häppchen gelegt wird.“ Viele Backkreationen werden für Veranstaltungen gefertigt, weniger für einen klassischen Straßenverkauf. Und das, so sagt Hans Wegener, machen sie dort sehr schön und vor allem: nicht so kompliziert. Der Fokus liegt mehr auf dem Geschmack.
„Natürlich gibt es nicht immer den einen Weg“, sagt Hans Wegener, aber künftig, wenn er bei der Bäckerei Wegener in Hameln mit einsteigt, möchte er die jordanische Mentalität in gewisse Gebäcke mit einfließen zu lassen, die Natürlichkeit des Produkts in den Vordergrund stellen. Ein Stück Jordanien in die Heimat bringen.