Wie lebte es sich in Hameln zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges im 17. Jahrhundert? Im Hamelner Museum findet ihr seit Kurzem Antworten auf diese Frage in der Sonderausstellung „1622 – Geschichten aus dem Dreißigjährigen Krieg“. Gezeigt werden dort zahlreiche Exponate aus der museumseigenen Sammlung sowie Objekte anderer Kulturinstitutionen und privater Leihgeber. Wir stellen euch passend zur Eröffnung fünf Geschichten vor, die ihr garantiert noch nicht kanntet.
1. König Christian IV. von Dänemark stürzt (vielleicht betrunken) von der Hamelner Stadtmauer
Christian IV. herrscht als König über ein riesiges Reich im Norden Europas – und als Herzog von Holstein über ein großes Territorium in Niedersachsen. Am 20. Juli 1625 reitet er abends auf der Hamelner Stadtbefestigung entlang. Die Überlieferung ist nicht ganz eindeutig: Eventuell ist er nicht ganz nüchtern. Er stürzt mit seinem Pferd gut acht Meter in die Tiefe. Die folgenden drei Tage ist er bewusstlos. Durch die Behandlung des Mediziners Dr. Johann Friedrich Nordmann erholt er sich wieder. Christan IV. wertet seinen Sturz als böses Omen. Schon am 25. Juli zieht er überstürzt und ungeordnet mit seinen Truppen wieder ab.
2. Die Pest wütet in Hameln 1626 so schlimm wie nie
Ende des 16. Jahrhunderts grassiert die Pest in kurzer Folge drei Mal an der Weser. Der Stadtrat muss den Kirchhof erweitern lassen, um alle Toten bestatten zu können. Während der Kriegsjahre bewegen sich große Söldnerheere über weite Entfernungen durch das Land. Die Pest, aber auch andere Krankheiten breiten sich dadurch schnell aus. Geplünderte Vorräte, schlechte Ernten und mangelnde Hygiene begünstigen diese Entwicklung. Im Jahr 1625 schleppen Soldaten die Pest in Hameln ein und der „Schwarze Tod“ wütet bis November 1626 so schlimm wie nie.
3. Die Verschwörung des Dr. Nordmann
1626 wächst in Hameln der Unmut gegenüber der kaiserlich-katholischen Besatzung. Eine Verschwörung innerhalb des Bürgertums nimmt ihren Anfang. In heimlichen Treffen wird geplant, dänische und niedersächsische Soldaten verkleidet in die Stadt zu bringen. Mit deren Hilfe wollen die Verschwörer die Torwachen niedermachen, damit weitere Truppen zur Befreiung der Stadt eingelassen werden können. Der Plan scheitert. Kurd Meyer verrät die Intrige und wird daraufhin von zwei seiner Mitverschworenen umgebracht. Die Mehrzahl der Beteiligten flieht. Als Rädelsführer werden Stadtsyndikus Dr. Klein sowie der Arzt und ehemalige Bürgermeister Dr. Johann Friedrich Nordmann ausgemacht.
4. Der Kriegsrat auf dem Hochzeitshaus
General Johann T’Serclaes von Tilly, Feldheer der Katholischen Liga, soll zusammen mit seinen Beratern Anfang 1631 in Hameln auf dem Hochzeitshaus Kriegsrat gehalten und dort den Angriff auf die Stadt Magdeburg beschlossen haben. Dabei ist es laut den Quellen zu einem großen Sturm gekommen, der als Vorzeichen für die grausame Zerstörung Magdeburgs gedeutet wird.
Video-Animation: So sah Hameln 1741 aus
5. Belagerung und Befreiung Hamelns (1633)
Der Welfenherzog Georg von Calenberg steht im März 1633 mit seinen Truppen vor den Toren der Stadt und fordert die Besatzer zur Übergabe auf. Besatzer und Belagerer kämpfen erbittert, ohne dass eine Seite die Lage für sich entscheiden kann. Unterdessen ist eine kaiserliche Armee zur Unterstützung der Besatzer auf dem Weg. Bei Hessisch Oldendorf kommt es zur Schlacht, die Georg klar für sich entscheiden kann. Der Herzog wird in Hameln danach als Retter begrüßt.
Dennoch bleibt sein Andenken hier lange Zeit unrühmlich. Als Hameln 1636 nämlich eine große Feier zu seinen Ehren ausrichtet, ‚bedankt‘ sich der Herzog, indem er die Buntglasfenster aus dem Hochzeitshaus entwendet. Nach Protesten des Hamelner Rates muss er schließlich eine Entschädigung zahlen. Eine Rückgabe der Fenster erfolgt nicht.
Diese und viele weitere Geschichten und Hintergründe rund um den Dreißigjährigen Krieg in Hameln könnt ihr ab sofort im Hamelner Museum erleben. Infos rund um euren Besuch findet ihr unter museumhameln.de/ihr-besuch. Falls ihr Fragen habt oder eine Führung buchen möchtet, könnt ihr euch gerne auch telefonisch unter 05151 202-1215 bei den Mitarbeitern vom Museum melden oder eine E-Mail an museum@hameln.de senden.
Fotos: Catrin Rörig / Museum Hameln