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„Glückauf“ im Besucherbergwerk Kleinenbremen

Wer hätte gedacht, dass man um die Ecke von Hameln doch glatt noch Schätzchen wie dieses für einen Wochenendausflug findet? Schon oft sind wir am Besucherbergwerk in Kleinenbremen vorbeigefahren und haben uns sicher auch vorgestellt, dass man hier mit einer Bergwerksbahn durch einen dunklen Stollen fahren kann. So ein tolles Erlebnis wie an einem sonnigen Wochenende im März haben wir hier jedoch sicher nicht vermutet!

Aber ganz von vorne: Es ist Samstagnachmittag und meine Freundin Jasmin und ich machen uns mit unseren Söhnen auf nach Kleinenbremen. Für alle Hamelner: Das ist ein kleiner Ort, den man hinter Rinteln mitten im Wald findet. Ihr fahrt ungefähr 30 Minuten dorthin.

Der Eintritt in das Bergwerksmuseum inklusive der Fahrt in die ehemalige Eisenerzgrube „Wohlverwahrt“ kostet mit der Familienkarte 29,50 Euro. Für das, was man hier erlebt, sicher ein angemessener Preis! Bis zur Fahrt in den Berg haben wir noch etwas Zeit und inspizieren das Bergbau-Museum im ersten Stock. Neben allerlei Wissenswertem über die verschiedenen Erdschichten, Verschiebung von Kontinenten und Entstehung von Gebirgen, kann man hier zudem Fossilien aller Art bewundern. Dazu gibt es noch Mammutknochen und Fußabdrücke von Dinosauriern in großen Steinplatten an den Wänden. Eine beeindruckende Reise in eine weit entfernte Vergangenheit!

Hier stehen noch echte Räumlichkeiten

Besonders interessant finden wir aber die echten Räumlichkeiten, die zum Bergbau gehörten. Wir haben die Möglichkeit die ehemaligen Waschkauen zu besuchen, in denen die Spinde der Bergleute standen und sie sich in Duschen und sogar gusseisernen Badewannen vom Dreck und Staub des Lebens unter Tage befreien konnten. Die Jungs sind besonders beeindruckt, dass es eine extra Waschkaue für Jugendliche bis 18 Jahre gibt. Und sie werden ganz kleinlaut, als wir erklären, dass man die Ausbildung als Bergmann sicher schon mit 14 oder 15 Jahren startete, wenn man zur damaligen Zeit die Volksschule hinter sich hatte. Steine schleppen, statt draußen die Welt zu entdecken: Für unsere Kinder undenkbar.

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Und dann geht es tief hinab. Unser netter Bergwerksführer und seine zwei Kollegen begleiten uns in die Dunkelheit. Wir sind nicht weit gegangen, da befinden wir uns in einer riesigen Halle mit gemauerte Säulen. Hier hatte man doch tatsächlich ein Abbaufeld während des zweiten Weltkrieges umgebaut, mit dem Ziel tief im Berg Waffen zu produzieren. Gruselige Vorstellung! Genutzt wurde diese Halle jedoch letzten Endes von der Bevölkerung, die hier Schutz vor Luftangriffen suchte.

Warum wir “fahren” und nicht “gehen”

Und dann „fahren“ wir weiter in den Berg. Mit „fahren“ mein unser Bergwerksführer „gehen“, was unsere Kinder seufzen lässt. Unter Tage fährt man eben, egal wie man sich bewegt, wird uns erklärt. Wir besichtigen zwei Abbaufelder für Eisenerz hier unten. Das Erste erreichen wir tatsächlich zu Fuß, zu dem Zweiten fahren wir dann doch noch „richtig“ mit einer alten Bergwerksbahn. Wir kauern zu viert in einem der kleinen Waggons und dem Kleinsten von uns ist das Ganze nicht so ganz geheuer.

Ganz unten im Berg laufen wir durch das zweite Abbaufeld, das spektakulär beleuchtet ist und wir dadurch erahnen können, in welchen Dimensionen hier unten das Eisenerz abgebaut wurde. Nur noch dicke Säulen aus Eisenerz tragen den gesamten Berg über uns. Ein mulmiges Gefühl und doch beeindruckend! Tief unten erwartet uns dann noch etwas Spektakuläres: Hier bildet eingedrungenes Wasser einen glasklaren, türkisen See. Das Wasser hat Trinkwasserqualität, aber baden möchte bei ungefähr 8 Grad hier unten dann doch niemand aus der Gruppe. An einem der steinigen Ufer liegt ein kleines weißes Ruderboot und vermittelt tief hier unten Südseefeeling. Ein Anblick wie gemalt!

Die Sache mit dem Klo…

Und dann ist da der komplette Kontrast, nämlich die Sache mit dem Klo der Bergleute: ein Eimer, der im Nachgang mit Kalk „bespült“ wurde. Das Geschäft verrichteten die Kumpel dabei mitten im Gang zwischen ihren Kollegen. Na dann, „Glück auf!“… Ich bemerke, dass man sich dann hier unten ja sehr nah war, was unser Bergführer mit einem Lachen kommentiert: „Ja, was meinen Sie, warum man die Bergleute auch Kumpel nennt.“ „Und wo war die Damentoilette?“, fragt meine Freundin Jasmin ironisch. „Damen waren hier unten verboten“, bekommen wir als Antwort. Das war wie auf Schiffen. Der Aberglaube sagte, dass Frauen unter Tage Unglück brächten. Dabei war die Schutzpatronin der Bergleute doch die heilige Barbara. „Jaaaa, die durfte mit hier runter, aber sonst keine“, schmunzelt unser Bergführer.

Unsere spannende Zeit unter Tage beenden wir an diesem Tag mit Kaffee und Kuchen in der „Möbelei“, einem Café mit angeschlossener Werkstatt, nur 400 Meter vom Besucherbergwerk entfernt. Dort lassen wir unser unerwartetes Erlebnis in der Eisenerzmine Revue passieren. Was für ein Tag!

Fotos: Ines Krawinkel / Jasmin Engel

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