Mittwochs stand das Haus komplett leer – sonntags stand es komplett möbliert voll, alles durch Spenden“, erzählt Hoff. Denn als der Krieg begann und immer mehr Menschen aus der Ukraine flüchteten, wusste Hoff: Er will helfen. Dass der neue Käufer seines Hauses ähnlich dachte, kam dem Projekt zugute. Jetzt steht in der Nordstadt ein 125 Quadratmeter großes Haus für zwölf Schutzsuchende bereit.
„Eigentlich hätte das ja nie geklappt“, sagt Carsten Hoff, der sich schon immer gerne sozial engagiert hat. Aber der Verkauf des Hauses zog sich aus verschiedenen Gründen in die Länge; unter anderem, weil beim Amtsgericht ein Kellerteil gesperrt war, in dem ein wichtiges Dokument zum Verkauf des Hauses lag. Hoff spricht von vielen Zufällen, die dazu führten, dass er und der neue Besitzer, ein Bekannter von ihm, spontan den Plan ändern konnten. Der Makler wurde informiert; Spenden wurden in kurzer Zeit gesammelt – „wir haben überall und nirgends die Werbetrommel gerührt“.
Wir haben überall und nirgends die Werbetrommel gerührt.
Noch immer weiß Carsten Hoff nicht so recht, wie sie das hinbekommen haben. „Der Keller sieht aus wie eine Kleiderkammer“, freut sich Hoff. Doch über all die Freude, dass er helfen kann, überwiegt das Mitgefühl mit den Menschen, die in seinem Haus wohnen werden. Viel geweint habe er in den vergangenen Tagen; stehe in Kontakt mit der „Hilfsorganisation für die Ukraine Landkreis Hameln-Pyrmont“, die von Igor Vaisman aus Bad Pyrmont ins Leben gerufen wurde. Bewusst habe man sich der Aktion angeschlossen, anstatt selbst an eine Grenze zu fahren, erzählt Hoff. Die Eindrücke, die er geschildert bekommt; sie erschüttern ihn.
Weil er helfen möchte, verzichten er und seine Frau dieses Jahr auf ihren Urlaub
Umso besser geht es ihm damit, selbst helfen zu können. In der Kellerbar des Hauses hat er Essensspenden aufgestellt; eine Waschmaschine – komplett neu – wurde ihnen überlassen. Jetzt brauchen die Menschen, die zu ihm kommen, vor allem Gutscheine und Geld, damit sie sich selbst versorgen können. Dass die Schutzsuchenden weiterhin auf Unterstützung angewiesen sind, ist Carsten Hoff und dem Käufer seines Hauses bewusst. Das Haus muss unterhalten werden; Wasser-, Strom und vor allem Energiekosten müssen bezahlt werden. „Das ist zweitrangig“, sagt Hoff, der jetzt einfach nur helfen möchte. Dafür verzichten er und seine Frau dieses Jahr auf ihren Urlaub.
Für sechs bis neun Monate – so haben Hoff und der Käufer angepeilt – wollen sie das Haus erst einmal zur Verfügung stellen. Dann werde man weitersehen. Auch wenn viele Kommunen helfen und Schlafplätze zur Verfügung stellen, so „ist es nicht schön, hinter einer Stellwand zu schlafen“, wie beispielsweise auf dem Expo-Gelände in Hannover.
Die ersten Ukrainer seien schon in Bad Pyrmont eingetroffen, von dort werden sie weitervermittelt. Einige haben Bekannte oder Verwandte hier in der Region; einige nicht. Für sie steht das Haus von Carsten Hoff offen. Was ihm wichtig ist: „Wir kümmern uns um sie.“ Egal, welche Sprachbarrieren oder Hindernisse es gibt. Einfach helfen, für die Menschen da sein; das, so betont er nochmals, will er machen und dafür wolle er keinen Orden, sondern zeigen, dass es geht.
Fotos: Dana Pollok
