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Mentaltrainerin Andrea Bolte: 10 Tipps für innere Ruhe in Corona-Zeiten

Die Corona-Krise fordert uns heraus – als Einzelpersonen und Gesellschaft. Gerade in der dunklen Jahreszeit kann die aktuelle Situation zu innerer Unruhe, Stress und Unzufriedenheit führen. Andrea Bolte, Mentaltrainerin und Heilpraktikerin für Psychotherapie, regt mit ihren Überlegungen und Tipps zum Nachdenken an.

Andrea Bolte ist besorgt. Klar, Corona beschäftigt die Mentaltrainerin und Heilpraktikerin für Psychotherapie. Die Hamelnerin sorgt sich aber auch wegen der Auswirkungen der Pandemie auf das gesellschaftliche Zusammenleben. Sie sagt: „Ich nehme wahr, dass wir uns in zwei Lager teilen.“ Auf der einen Seite sieht sie die Menschen, die „am liebsten in Berlin demonstrieren würden.“ Auf der anderen Seite „die Menschen, die noch härtere Regeln verlangen“. Das Problem: Jede Seite poche auf Richtigkeit. „Dieser Umgang miteinander macht mir fast noch mehr Angst als das Virus.“

Umso schwerer sei es, allgemeingültige Tipps für das innere Wohlbefinden in Krisenzeiten zu geben. „Was ich für mich in dieser Zeit als gut empfinde, muss für einen anderen Menschen noch lange nicht gut sein“, sagt Andrea Bolte. Hier sind zehn Ansätze zum Nachdenken, Reflektieren und Hinterfragen:

1. Sei ehrlich zu dir selbst und gestehe dir Ängste und Sorgen ein.

Andrea Bolte: „Wir müssen nicht immer mit einer Keep-smiling-Einstellung durch die Welt gehen. Es ist in Ordnung, sich Angst und Sorgen einzugestehen. Erst wenn wir zulassen, dass es uns nicht gut geht, haben wir die Möglichkeit, eine Veränderung zu bewirken. Viele Menschen, stelle ich aktuell fest, treiben sich an mit Sätzen wie ‘Ich muss jetzt nach vorne gucken’, bekommen es energetisch aber nicht hin. Es geht also darum, sich die Situation bewusst zu machen und danach zu schauen: Was kann ich tun, um etwas zu verändern?“

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2. Gestalte deinen Tag auch im Homeoffice strukturiert.

Andrea Bolte: „Wenn ich im Homeoffice arbeite und merke, dass ich Schwierigkeiten habe, weil mir Struktur fehlt, ist es wichtig, diese Struktur zu schaffen. Sich morgens fertig machen, bequem anziehen, aber vielleicht nicht jeden Tag aufs Neue den Sonntagmorgen-Schmuddel-Look. Denn auch das macht etwas mit uns. Warum nicht auch im Homeoffice so zurechtmachen, dass man sich freut, wenn man sich im Spiegel sieht?“

3. Hol dir mehr von dem ins Leben, das dir Freude macht.

Andrea Bolte: „Jeder sollte sich fragen: Was macht mir Freude? Vielleicht ist es das Ausprobieren neuer Rezepte, vielleicht ist es das Lesen eines Buchs.“

Es geht darum, sich die schönen Dinge, die einem guttun, bewusst zu machen – und sie ganz besonders in diesen Zeiten auszuleben.

4. Gehe an die frische Luft, wenn es dir guttut.

Andrea Bolte: „Aktuell wird häufig geraten, dass wir oft an die frische Luft gehen sollen. Klar, das kann einen positiven Effekt haben. Aber wenn mir das Draußen-Sein grundsätzlich keine Freude macht, muss das auch nicht unbedingt sein. Es geht darum, das zu tun, bei dem das Innerste sagt: Das tut gut.“

5. Mache dir deinen Umgang mit Nachrichten und sozialen Medien bewusst.

Andrea Bolte: „Es lohnt sich, zu fragen: Was will ich aufnehmen aus dem Außen? Wir sollten in diesen Tagen unseren Social-Media-Konsum und den Umgang mit Nachrichten überdenken. Muss ich wirklich jeden Corona-Bericht lesen? Muss ich die Kommentare dazu bei Facebook lesen? Habe ich wirklich einen Nutzen davon, wenn ich mir jede neue Corona-Meldung durchlese? Es kann sinnvoll sein, sich Zeiträume für den Medienkonsum zu setzen.“

6. Durchdenke einen möglichen Plan B in beruflicher Hinsicht.

Andrea Bolte: „Wenn ich von Kurzarbeit betroffen bin, lohnt es sich gegebenenfalls, zu überlegen, wie ein Plan B aussehen könnte – um sich selbst Mut zu machen. Ich sollte dabei nicht nur daran denken: Was ist, wenn ich meinen Job verliere? Es geht darum, einen Schritt weiter zu gehen: Wenn ich meinen Job tatsächlich verloren hätte – was würde ich dann tun? Da gehe ich vielleicht durch ein Tal der Tränen, kann mir aber auch bewusst machen, dass es weitergeht.“

7. Hinterfrage die Verabschiedungs­formel „Bleib gesund“.

Andrea Bolte: „Die neue Verabschiedungsformel ‚Bleib gesund‘ sehe ich etwas kritisch. Ist ja irgendwie nett gemeint. Aber ich erlebe, dass es zu einer Floskel wird. Und: Wir bekommen an so vielen Stellen aktuell gepredigt, dass wir vielleicht gar nicht wissen, ob wir tatsächlich gesund sind. Ich habe immer mehr Menschen bei mir in der Praxis, die mir sagen: ‚Wenn mir jemand sagt „Bleib gesund“, habe ich eine Schreckenssekunde und überlege „Oh Gott, hoffentlich bin ich auch gesund“.‘

Andere sagen: ‚Toll, da habe ich das Thema Corona gerade mal ein bisschen vergessen, dann fällt es mir bei der Floskel wieder ein.‘ Ich habe letztens neben einer Frau auf einer Bank gesessen, natürlich mit Abstand. Zum Abschied hat sie mir gesagt: ‚Tschüss, genießen Sie die Sonne!‘ Das fand ich schön. Individuelle Abschiedsformeln, auf den Gesprächspartner zugeschnitten, kommen gut an.“

8. Schenke deinem Gegenüber ein Lächeln – über die Augen.

Andrea Bolte: „Wir nehmen die Mimik unserer Mitmenschen derzeit häufig nur über die Augen wahr, weil wir Masken tragen. Das schafft Anonymität. Was ich häufig mache: dem Gegenüber bewusst in die Augen schauen, richtig lächeln hinter der Maske. Oder dem Gesprächspartner bewusst zunicken. Bei aller Distanz dem Anderen konsequent ein Lächeln schenken. Meist bekommt man ein Lächeln zurück. Heißt: Man gibt nicht nur etwas, man bekommt auch etwas.“

9. Verurteile nicht das Verhalten anderer, konzentriere dich lieber auf dich selbst.

Andrea Bolte: „Gerade in diesen Tagen sollten wir weniger Energie dafür aufwenden, Moralapostel für andere zu sein – und uns mehr auf uns selbst konzentrieren. Ich erlebe gerade oft, dass Menschen sagen: ‚Warum regen sich hier so viele Leute auf, wenn sie nicht in den Urlaub fahren können? Das ist doch nicht so dramatisch.‘ Aber vielleicht sind die Menschen, denen der Urlaub fehlt, gerade die Menschen, die das ganze Jahr für einen Urlaub arbeiten, um ihre Energie aufzuladen. Oder der Urlaub ist für diese Menschen eine der wenigen Freuden, die sie überhaupt in ihrem Alltag haben.“

10. Hol dir Hilfe, wenn du selbst nicht weiterweißt.

„Sorgen sind nachvollziehbar, wir sollten sie zulassen. Es ist aber auch nicht gut für unser Immunsystem, wenn wir ausschließlich in Angst leben. Es ist wichtig, dass wir uns in einen guten Zustand zu bringen. Und wenn wir es nicht hinbekommen, ist es für den ersten Schritt auch in Ordnung, sich das selbst einzugestehen. Wenn man dann aber merkt, dass man es nicht umgesetzt bekommt, sollte niemand Scheu haben, sich professionelle Hilfe zu suchen. Da spreche ich von einem Therapeuten oder einem Coach, der darin ausgebildet ist, Menschen zu helfen.“

Hinweis: Im „Wegweiser psychische Gesundheit“ vom Landkreis Hameln-Pyrmont finden sich alle wichtigen Kontaktinformationen für Beratung und Hilfe in Notlagen.

Fotos: Tanja Dutton

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