Angefangen hat alles mit einem Kunst-Projekt: Die Schiller-Schülerin sollte ihre Seminararbeit eigentlich dem Thema „Digital Art“ widmen, doch so richtigen Zugang bekam sie dazu nicht. Schon lange schlägt ihr Herz für die Street-Art-Szene, die, so sagt sie, „sich in Hameln weiter entwickelt.“ Und die es auch teilweise schon sehr lange gibt. Denn manche Künstler sind doppelt so alt wie Marleen, die sich selbst eher nicht so zu den Graffiti-Sprayern zählt, sondern mehr zuhause ein paar Sachen sprüht; die großen Flächen überlässt sie anderen. Denn: Ein Graffiti auf eine öffentliche Fläche zu sprühen, ist nicht legal; hier und dort gebe es aber auch in Hameln Freiflächen, die besprüht werden dürfen – doch, so sagt Marleen, leider nicht genug. „Dabei fehlt es nicht an Künstlern, die das kostenlos machen würden“, sagt sie.
Ein Street-Art-Kunstwerk muss nichts permanentes sein.
Marleen
Die Stadt mit Urban Street Art zu verschönern – das wäre ihr Wunsch. Gesammelt hat sie auf ihrem Account bereits zahlreiche Motive, darunter nicht nur Graffitis, sondern auch Sticker. „Denn das muss nichts permanentes sein“, sagt Marleen. Die Sticker mit den sogenannten Tags („Stichworten“) drauf sind eine eigene Art des Ausdrucks. Oft ist das Graffiti selbst schon der „Name des Künstlers“ oder wenn es eine bildliche Darstellung ist, dann wird in irgendeiner Ecke am Bild der Künstlername dazu gesprüht. Natürlich, das weiß auch die Gymnasiastin, ist Kunst letztlich immer Geschmackssache, aber graue, farblose Mülleimer und Stromkästen, die im schlimmsten Fall noch komplett verschmutzt sind, machen in Marleens Augen auch nichts her. Farbe darf für die 18-Jährige gerne dran.
Sie selbst hat für ihren Instagram-Account ein Logo entwickelt, das sie selbst zu den Kunstwerken klebt, die sie ablichtet – quasi als Wiedererkennungsmerkmal, „ein Bindeglied von der Urban zur Digital Street Art“. Die Kunst der Straße ins Internet zu bringen und eine höhere Akzeptanz dafür zu erzielen – Marleen möchte ein Umdenken bei den Menschen erzeugen. Die Jüngeren, die ihrem Instagram-Account folgen, hätten schon mehr Verständnis für die Street Art. So vieles, auch politische Gedanken, könne man darüber ausdrücken; es muss nicht immer nur das an Uschi gerichtete Liebes-Graffiti vom Brückenkopf sein, über das man tatsächlich geteilter Meinung sein darf.
Ihr eigenes Logo klebt sie auch gerne an ihre fotografierten Kunstwerke; nach dem Motto: Ich war hier
Die Hamelner Subkultur darf und soll, wenn es nach der 18-jährigen Schülerin geht, gerne weiter wachsen. Ihren Account will sie auch nach dem Ende der Seminararbeit fortführen, weiterhin um Akzeptanz für die Street-Art-Szene werben und vielleicht ist sie selbst ja auch irgendwann noch mehr ein Teil davon.
Text: Karen Schreiber – Fotos: Karen Schreiber / Noah