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Unsere HamelnR*in des Monats: Nina aus Hameln erzählt offen von ihrem Leben mit Depressionen

„Es fühlte sich so an, als würde ich in einem dunklen Teich schwimmen ohne jemals ans Ufer zu gelangen“, sagt Nina Jordan.
 Mal mehr, mal weniger näherte sie sich diesem manchmal unerreichbaren Ziel. 
Die alleinerziehende Mutter ist neben ihrem Vollzeitjob Mama und Hausfrau – und leidet unter Depressionen.


Triggerwarnung: In diesem Beitrag geht es um Depressionen. Wenn du dich gerade emotional nicht stabil genug fühlst, um mit diesem Thema umzugehen, solltest du am besten nicht/nicht alleine weiterlesen, der Inhalt könnte dich belasten. Hilfe für Menschen mit Depressionen gibt es unter anderem bei der Telefonseelsorge online oder telefonisch unter den kostenlosen Hotlines 0800-1110111 und 0800-1110222 rund um die Uhr. Die Beratungsgespräche finden anonym und vertraulich statt.

Vor fünf, sechs Jahren fing es an: Nina konnte schlecht schlafen, fühlte sich erschöpft im Alltag, bekam Panikattacken beim Einkaufen, Herzrasen beim Autofahren. Irgendwann überlegte sie es sich dreimal, ob sie ins Auto steigen und losfahren sollte. Irgendwann tat sie es dann nicht mehr und holte sich Hilfe. Die Diagnose: Depressionen. Heute sagt sie: „Die kommen ganz hinterhältig, man merkt es kaum.“ Doch da waren sie und „man weiß erstmal nicht, wie man sie wieder los wird“.

Die alleinerziehende Mutter funktionierte lange im Alltag als Mama und Hausfrau, aber nicht mehr als Nina. „Ich versuchte, alles zu schaffen, obwohl ich nicht mehr konnte.“ An einem Punkt angelangt, wo es gar nicht mehr ging, ging sie in eine Klinik. „Das ist anders, als man es sich vorstellt.“ Hier gibt es Menschen aus allen Schichten, aus allen Altersklassen, mit ganz individuellen Hintergründen. Was ihnen gegeben wird: Hilfe. Hilfe zu erkennen, was eine Depression ist; Hilfe, damit umzugehen.

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Nina sagt: „Man kann ganz gut mit Depressionen leben, man muss nur wissen wie.“

Einer der wichtigsten Aspekte ist, dass man sich untereinander austauschen kann, da alle ausnahmslos wissen wie dunkel die Welt sein kann, sagt Nina. „Man muss nichts mehr erklären.“ Manche Menschen müssen auch wieder lernen, sich im Alltag zu strukturieren. Das sei wichtig, so Nina, denn sie hat gelernt: „Man kann ganz gut mit Depressionen leben, man muss nur wissen wie.“ Denn wenn du eine Depression hast, dann hast du sie dauerhaft.

Entspannungsmethoden helfen ihr selbst nicht so, dafür Sport. Taucht eine „red flag“ auf, ein sogenanntes Warnsignal, „weiß ich jetzt, wie ich gegensteuern kann“. Außerdem weiß sie, wie man nach Hilfe fragt; das sei enorm wichtig. Ihr 11-jähriger Sohn Louis, der selbst an Depressionen leidet, hat ihr Mut gemacht genauso offen wie er selbst mit der Krankheit umzugehen. Denn in diesem Zusammenhang ist Louis seiner Mutter das größte Vorbild. Auch wie seine Freunde, Mitschüler und Lehrer mit Louis’ Krankheit umgehen, ist vorbildlich und vor allem modern, sagt Nina. Es sei nichts anderes als ein gebrochener Arm oder eine Grippe. 

Durch die Depression fehlte Nina die Kraft

Nina wollte nie sterben, aber sie hatte auch keine Kraft aufzustehen. Familie und Freunde standen ihr bei und unterstützen sie. „Je offener man mit so einer Krankheit umgeht, desto mehr können Außenstehende auch mit dieser Krankheit und Betroffenen umgehen und helfen. Man braucht Menschen, die einem Raum geben, den man in schweren Zeiten braucht.“ Außerdem finde man selbst mehr Akzeptanz für eine Depression und die Scham weiche Stolz, sich diesem „Monster“ zu stellen.

Mir geht es gut. Ich schwimme momentan nicht im dunklen Teich. Ich sitze nur am Rand und schaue aufs Wasser.

Auch die Liebe, Zuneigung und Verantwortung, die Ninas und Louis Hund Rosi ihnen gibt, ist eine wertvolle Therapie für die beiden. Schon lange nun sucht Nina nach einem Therapieplatz, dieses sei aber durch volle Praxen schier unmöglich. „Dabei ist es wichtig, mit Unbeteiligten zu reden, die einen anderen Blickwinkel auf die Situation haben.“

Angehörigen von Betroffenen empfiehlt sie das Bilderbuch „Der schwarze Hund“. Denn es sei schwierig, Menschen, die nicht unter Depressionen leiden, zu erklären, was das ist. Dieses Buch würde dabei helfen, sagt Nina. Sie selbst geht gerade nicht zur Therapie, doch wie geht es ihr? „Mir geht es gut. Ich schwimme momentan nicht im dunklen Teich. Ich sitze nur am Rand und schaue aufs Wasser.“ Nina weiß, wie sie mit ihrer Krankheit umgehen kann. Ein wichtiger Teil davon: Offen mit Depressionen umzugehen.

Fotos: Catrin Rörig

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