Beim Pressetermin in der Bahnhofsmission wird es auf einmal eng in der beschaulichen Sozialeinrichtung an Gleis 5. Doch Antonia Lorenz findet es hier „ganz wunderbar“, wie sie sagt, „ein bisschen klein, aber Hameln würdig“. Es gebe eine Kaffeeküche und ein Büro, um ungestört Gespräche zu führen, das sei genug. Na ja, fast.
Woran es momentan noch fehle, sind ehrenamtliche Mitarbeiter. Gespräche führen, im Bahnhof präsent sein, Hilfe vermitteln – allein könne die neue Leiterin der Bahnhofsmission Hameln all das nicht leisten. Der Großteil des Teams der vorherigen Leiterin der Bahnhofsmission, Maria Wortmann, hatte mit ihr gemeinsam gekündigt. In der Folge war die Bahnhofsmission seit gut fünf Monaten außer Betrieb, was im Winter für die Hilfsbedürftigen besonders bitter ist.
Die Bahnhofsmission sucht noch ehrenamtliche Mitarbeiter
Im November wurde die Stelle für die hauptamtliche Leitung neu ausgeschrieben und nun schließlich in Person von Antonia Lorenz gefunden. Sie ist 35 Jahre alt und Sozialpädagogin. Zuletzt war sie neun Monate lang Leiterin der Bahnhofsmission in ihrer rund 560.000 Einwohner zählenden Heimatstadt Dresden. Die dementsprechend ungleich größere Sozialeinrichtung dort habe über zwei hauptamtliche Stellen und über 30 ehrenamtliche Mitarbeiter verfügt, sagt Lorenz. Durch die Liebe verschlug es sie letztes Jahr ins Weserbergland.
„Wir brauchen Leute, die sich engagieren, Gutes tun oder etwas zurückgeben wollen“, sagt Lorenz über die aktuelle Suche nach neuen ehrenamtlichen Mitarbeitern. Sie freue sich, die Bahnhofsmission nun „aus dem Winterschlaf zu holen“. Im Winter, so Lorenz, sei der Bedarf am größten. Gerade dieser Winter sei „lang und kalt“ und die Bahnhofsmission deshalb „wichtiger denn je“.
Antonia Lorenz will zu positiver Veränderung am Bahnhof beitragen
Dass die Einrichtung, die in Hameln seit 1958 ununterbrochen im Einsatz sei, über Monate nicht habe öffnen können, bezeichnet Lorenz als „Einschnitt“. Doch damit ist in absehbarer Zeit Schluss. Seit 1. Februar ist Antonia Lorenz nun im Dienst, am Mittwoch, 28. Februar, um 10 Uhr findet im Bahnhof ein Neueröffnungsfest statt.
Die Wiedereröffnung kommt wie gerufen. Der Bahnhof wurde Anfang des Jahres von der Polizei zum „gefährlichen Ort“ erklärt, nachdem es dort vermehrt zu Straftaten und Vandalismus gekommen war. Lorenz habe diese Entwicklung „medial verfolgt“ und sei von ihren Kollegen von der Diakonie, die Träger der Bahnhofsmission ist, „gut eingewiesen“ worden. Es sei gut, dass ein öffentliches Interesse daran besteht, dass die Bahnhofsmission wieder aufmacht. Das zeige, dass „Bedarf da ist“.
“Im Urlaube verreise ich und im Dienst kommen die Reisenden zu mir.”
Antonia Lorenz, Leiterin der Bahnhofsmission Hameln
Die 35-Jährige hofft, durch ihre Tätigkeit zu einer positiven Veränderung beitragen zu können. Die Mitarbeiter der Bahnhofsmission zeigen vor Ort Präsenz und stehen als Ansprechpartner zur Verfügung – sei es bei der Frage zum Fahrschein, nach einer Tasse Kaffee oder schwerwiegenden Problemen, für welche sie die richtigen Kontakte vermitteln können.
Antonia Lorenz glaubt, dass sie für diese Arbeit gute Voraussetzungen mitbringt. „Ich liebe das Reisen“, sagt sie. „Im Urlaube verreise ich und im Dienst kommen die Reisenden zu mir.“ Da sie schon viel im Ausland gewesen sei, wisse sie, wie es sich anfühlt, auf Hilfe angewiesen zu sein, weil man die Sprache nicht versteht, sich verlaufen hat oder die Kultur ganz anders ist. Daher habe sie viel Verständnis für die Menschen, die in die Bahnhofsmission kämen. „Die Bahnhofsmission findet immer eine Lösung“, sagt sie. Die Einrichtung sei bundesweit untereinander und vor Ort mit anderen Akteuren gut vernetzt.
Foto: Philipp Killmann
