Wenn Olaf Mundhenke an diesem Freitagnachmittag in sein Auto steigt, dann weiß er: „Ich habe Wochenende“. Im Mai 2021, als er anfing in der Gesundheitswerkstatt an der Wehrberger Straße in Hameln, habe er lediglich eine Bedingung gestellt: Freitagnachmittag ist Feierabend für ihn, er kann sein Wochenende in vollen Zügen genießen. Und das tut er auch. Als der Bisperoder im September 2003 die Suppenbar an der Thietorstraße eröffnete, hoffte er natürlich, erfolgreich zu sein. Das bedeutete aber auch: Samstags öffnen, sonntags Büroarbeit. Freie Wochenenden, die hatte er in den vergangenen Jahren kaum. Doch das war nicht der Grund, weshalb er im vergangenen Frühjahr die Suppenbar dicht machte. „Ohne Corona wäre ich noch da.“
Nach zwei Lockdowns, einem für Suppen mäßigem To-Go-Geschäft und der fehlenden Perspektive, handelte er. „Ich sagte mir, bis hierhin und keinen Schritt weiter.“ Heute ist er froh, dass er diese Entscheidung gefällt hat, sagt, es sei das Beste gewesen, was er damals entscheiden konnte, „auch wenn es brutal war“. Die eine oder andere Träne floss, sein Telefon stand in den ersten Wochen nicht still; Stammkunden, vor allem ältere Menschen, schickten ihm Briefe nach Hause und bedankten sich für viele gemeinsame Jahre und leckere Suppen. Noch heute bricht seine Stimme, wenn er über diesen endgültigen Abschied spricht.
Die Suppenbar ist passé – doch was macht Olaf Mundhenke heute? Ein bis zwei Projekte schwebten ihm vor, doch irgendwann kam er mit dem Inhaber der Gesundheitswerkstatt, wo er immer trainierte, ins Gespräch, und so ergab es sich, dass er dort als Trainer anfing. „Ich hatte das nicht auf dem Schirm etwas Neues zu machen“, sagt er. Denn neu war einiges: Auch wenn er Kollegen und einige Geräte schon kannte, einfach so einsteigen, das konnte er nicht. Für die C- und B-Lizenz als Trainer musste Olaf Mundhenke wieder lernen und Klausuren schreiben. „Das war ein Brett“, sagt er. „Fast 20 Jahre habe ich morgens gekocht und jetzt habe ich gelesen, gelernt und vergessen“, scherzt er. Doch er schaffte das Neue und arbeitet jetzt als Trainer und an der Anmeldung – und ist dort mega zufrieden, nicht nur, weil er freie Wochenenden hat. Das Team, der Job, alles sei super.
Das Kochen hat er im Übrigen nicht verlernt: Einmal in der Woche steht in der hauseigenen Küche der Gesundheitswerkstatt und zaubert ein leckeres Gericht. Meist Suppe, aber mal ist auch was anderes dabei. „Der Jahreszeit angepasst“, so war es in der Suppenbar auch. Kartoffeln mit Würstchen, Milchreis, Salat mit Hähnchen – alles, was es in der Suppenbar gab, kocht er nun einmal die Woche für das Team der Gesundheitswerkstatt. „Es ist ein schönes Gefühl, da zu stehen und für die Gemeinschaft zu kochen.“
Eine Rückkehr zur Suppenbar oder als Caterer ist allerdings nicht angedacht. „Das ist komplett ausgeschlossen“, betont Olaf Mundhenke. Das Kapitel Suppenbar ist abgehakt. Gekocht wird nur noch für das Team der Gesundheitswerkstatt oder privat für seine Frau. Nach 18 Jahren Selbstständigkeit und vielen guten Kontakten zu Kunden, hat er einen neuen Job gefunden, über den der ehemalige Suppenbar-Chef sagt: „Es macht mir richtig Spaß.“
Fotos: Dana Pollok