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Sascha Sommer: Mit Mischpult und Mikro im Kinderzimmer

Den Job bei NDR 2 wollte Sascha Sommer schon immer. Als Kind übt er mit einem kleinen Mischpult, einem Mikro und zwei CD-Playern am Schreibtisch das Moderieren. Heute interviewt der Radiomoderator und DJ Stars wie David Guetta, Udo Lindenberg und Max Giesinger. Einen Promi hat er mit einer Frage sogar zum Weinen gebracht.

Mit Mischpult und Mikro
im Kinderzimmer

Das knallgelbe Sweatshirt passt zu diesem sonnigen Spätsommertag. Sascha Sommer hat es sich im Liegestuhl in der Hamelner Beachbar bequem gemacht, ein Alster bestellt. Gleich geht es für den Moderator und DJ weiter zum Pflasterfest – auflegen. Ein bisschen 90er, ein paar Party-Klassiker. Sascha weiß, was die Leute zum Feiern brauchen. Als er über prominente Interviewpartner spricht, verlässt eine Frau „The Heach“ gerade mit Freunden. Im Vorbeigehen fragt sie: „Entschuldigung, sind Sie ein Prominenter?“

Lieber Sonne als Rampenlicht

Die Fotos, die wir während des Interviews machen, ließen sie aufmerksam werden. „Ich komm aus Hamburg“, ergänzt die Frau, stapft weiter durch den Sand. Und Sascha Sommer, dessen Stimme die Frau mit großer Wahrscheinlichkeit schon einmal gehört hat, sagt nur: „Ich auch.“ Das große Rampenlicht ist nicht sein Ding. Sascha ist froh über seinen Job als Radiomoderator bei NDR 2. Und natürlich freut er sich, wenn Leute ihn an seiner Stimme erkennen. Aber im Rampenlicht steht er nicht gern. „Überhaupt nicht“, meint der Hamelner, der inzwischen in Hamburg lebt. Er erzählt:

Ich weiß, wenn man einen öffentlichen Job macht, ist es so. Aber ich brauche nicht den großen Bahnhof. Im Gegenteil.

Sascha über das Rampenlicht

Sascha Sommer und das Mischpult im Kinderzimmer

Dabei stand für Sascha eigentlich schon immer fest, dass er diesen Job in der Öffentlichkeit wollte. Sein Vater, damals beruflich viel unterwegs, arbeitete im Bereich der EDV-Programmierung. „Das hatte wiederum den Vorteil, dass ich ganz früh gelernt habe, mit Computern umzugehen. Ich brauchte nie einen Zehn-Finger-Kurs, um das Tippen zu lernen, hatte alle möglichen Computerspiele“, meint Sascha.

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Sein Vater baute ihm schließlich auch ein kleines Mischpult in seinen Schreibtisch im Kinderzimmer. „Ich hatte ein Mikro und zwei CD-Player, konnte Musik blenden und schon früh Radio üben.“ Tatsächlich existieren Kindervideos, auf denen er Radiomoderator spielt. „Der Weg war früh für mich klar“, erzählt Sascha, dessen Eltern häufig NDR 2 hörten. Und schnell stand für Sascha fest, dass er irgendwann mal bei diesem Sender arbeiten wollte. „Ich hatte darauf immer Bock, weil ich Musik liebe. Du kannst mir einen Titel vorspielen und ich kann dir nach einer Sekunde sagen, welches Jahr und welcher Interpret. Meist klappt das“, sagt Sascha – und lacht.

Sascha sagt: „Bei mir war der Treffpunkt fürs Wochenende“

Über den Job seines Vaters kam Sascha mit seiner Familie als Jugendlicher nach Hameln. Er ging zur Handelslehranstalt, absolvierte dort sein Wirtschafts-Abi, arbeitete nebenbei für Radio Aktiv, hatte eine eigene Wohnung im Zentrum von Hameln. „Ich habe in der Fischpfortenstraße gewohnt und war damit der Treffpunkt fürs Wochenende. Es war immer klar: Das erste Bier wird bei mir getrunken, aus der City ging es ins Joy, ins Retro, ins Scala.“ Wenn Sascha heute in seine frühere Heimatstadt zurückkehrt, tut er das meist, um als DJ aufzulegen. Für Timo Drollinger, der inzwischen die Hamelner Beachbar betreibt, machte er das bereits während der Schulzeit – auf Hochzeiten und anderen Feiern; inzwischen regelmäßig auf dem Pflasterfest-Tower.

Die Begeisterung für Musik und Radio treibt Sascha fürs Studium nach Bremen – und dann nach London. In der englischen Hauptstadt studiert er mit Ende 20 ein Auslandssemester lang. An die schwierige Wohnungssuche erinnert er sich noch heute. „Am Ende hatte ich eine kleine, eigene Wohnung mit einem eigenen Bad, einem Bett und einem Schrank“. Im Nachbarzimmer wohnte eine asiatische Studentin. „Ich habe super viele Leute kennengelernt aus ganz Europa, zum Teil haben wir heute noch Kontakt“, erzählt Sascha. Immer mal wieder posten Leute ein Selfie in die gemeinsame Facebook-Gruppe. Dann kommen die schönen Erinnerungen wieder hoch.

Wie Sascha Sommer Lena Meyer-Landrut mit einer Frage zum Weinen brachte

Dann denkt Sascha zum Beispiel zurück an den Besuch im KOKO. „Das ist ein legendärer Club in London, dort läuft britische Dance-Musik. Und alle Menschen in diesem Club, das werde ich nie vergessen, feiern diese Musik einfach so. Du hast deine Kommilitonen dabei, hast einen richtig coolen Abend. Das habe ich so bisher nicht wieder erlebt, in keinem anderen Club.“ Mit seiner Freundin reist Sascha vor einiger Zeit nach London. „Ich wusste gleich, was ich abklappern muss“, sagt er und meint damit auch das Restaurant wagamama: „Das Chicken Katsu Curry da ist total gut, wirklich sensationell.“ Auf der anderen Seite liebt Sascha auch das englische Frühstück – im Gegensatz zu seiner Freundin.

Mit ihr wohnt er zusammen in Hamburg, beide arbeiten beim NDR. Dort, bei NDR 2, bekommt Sascha regelmäßig die Möglichkeit, mit Stars zu sprechen. David Guetta, Udo Lindenberg, Mark Forster, Alice Merton, Felix Jaehn – sie alle hatte er für Interviews schon vor dem Mikro. „Am Ende sind es alles ganz normale Menschen, die auch ihren Job machen“, sagt Sascha.

Seinem Vater ist Sascha bis heute dankbar

„Aber je öfter ich einen Künstler treffe, desto lockerer wird das Verhältnis. Johannes Oerding zum Beispiel schreibe ich privat, wenn er ein neues Album veröffentlicht, dass ich mich im Studio auf ihn freue.“ Mit Lena Meyer-Landrut wiederum verbindet Sascha eine besonders emotionale Erinnerung:

Das Gespräch mit Lena Meyer-Landrut ist mir besonders im Kopf geblieben. Sie hatte eine ziemlich schlimme Phase hinter sich. Sie hat erzählt, dass sie kurz davor war, mit der Musik aufzuhören. Dann habe ich ihr die Frage gestellt, ob sie denn inzwischen wieder glücklich ist. Und sie ist vor mir am Mikro in Tränen ausgebrochen. Das war ein besonderer Moment. Es war offen und ehrlich. Und sie meinte: ‚Ja, jetzt bin ich glücklich.‘ Das schönste Ende eines Interviews. Es kam so ehrlich und authentisch von ihr rüber. Nicht abgelesen, nicht gescriptet.

Sascha über ein besonderes Interview mit Lena

Als Sascha vor einigen Jahren seine erste Sendung bei Radio Aktiv in Hameln moderiert, ahnt er noch nicht, dass es eines Tages zu so einem Moment kommen würde. „Glücklicherweise hat sich ganz viel bei mir gefügt“, sagt Sascha heute – und meint damit auch das Mischpult im Kinderzimmer. Dafür ist er seinem Vater bis heute dankbar.

Text: Moritz Muschik
Fotos: Tanja Dutton

www.konzeptschmiede.dewezet.de

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