Wenn Alexander Boche abschalten möchte, zieht es ihn zu den Bienen. Seit rund fünf Jahren imkert der 27-Jährige in seiner Freizeit. In seiner Gartenparzelle am Hamelner Basberg stehen seitdem ein paar Bienenstöcke. „Ich hatte das Hobby immer im Hinterkopf, nachdem wir in der Grundschule in Fischbeck mal einen Imker besucht haben“, erzählt Alex, wie Freunde ihn nennen – und schmunzelt: „So sind eigentlich alle Mitarbeiter bei uns im Team immer mit Honig versorgt.“
Seit fast fünf Jahren ist Alexander Boche nicht nur Hobbyimker, sondern auch Geschäftsführer eines Pflege-Startups. Im Alter von 23 Jahren hat der Hamelner „Die Pflegeexperten“ gegründet. Nach der Ausbildung zum Altenpfleger und der Beschäftigung bei einem Intensivpflegeanbieter in Hannover wagt Alex 2016 den Schritt in die Selbstständigkeit.
Warum Alexander Boche „Die Pflegeexperten“ gegründet hat
Im lichtdurchfluteten Büro im Verwaltungsgebäude seines Unternehmens in der Zinngießerstraße erzählt er von der Gründung:
Man bekommt oft die negativen Seiten im Pflegebereich mit: Es heißt, dass Pflegekräfte schlecht bezahlt werden, die Arbeitsbedingungen nicht gut sind, dass Fachkräftemangel herrscht. Wir haben zu dieser Zeit aber mitbekommen, dass das nicht zwangsweise so sein muss. Wer freiberuflich oder selbstständig in der Pflege arbeitet, hat es selbst in der Hand, etwas zu ändern.
Alexander Boche
Mit dieser Vision startet Alexander Boche mit einer weiteren Kollegin in die Selbstständigkeit. Und das Team wächst schnell. „Wir haben uns nach der Gründung kontinuierlich vergrößert“, sagt der Jungunternehmer. Zu Beginn legt das Team den Fokus auch auf das sogenannte Personalleasing. Damit sind Arbeitnehmerüberlassung für Kliniken, Pflegeeinrichtungen und andere Einrichtungsformen gemeint. „Egal ob Akutklinik, ambulanter Pflegedienst, stationäre Altenpflege- oder Rehabilitationseinrichtung, wir bieten das passende Personal für jeden Bereich in der Pflege“, erklärt Alex.
Personalleasing, Pflegedienst, Schulungen: Das sind „Die Pflegeexperten“
2018 kommt der hauseigene ambulante Pflegedienst mit dem Schwerpunkt Palliativpflege hinzu. „Hier im Landkreis Hameln-Pyrmont gab es zu dieser Zeit gerade in dem Bereich echte Versorgungsengpässe“, erklärt der Hamelner: „Ich habe das Gefühl, dass wir zur richtigen Zeit die Bereiche aufgegriffen haben, die unterversorgt sind.“ Darüber hinaus gibt es bei den Pflegeexperten eine eigene Schulungsabteilung, die sich auf Fortbildungen für Gesundheitseinrichtungen spezialisiert hat. „So haben wir Spezialisten in fast allen Bereichen der Pflege“, betont Alex.
Und da ist der gelernte Altenpfleger, der sich ehrenamtlich in der Hamelner Feuerwehr engagiert, selbst das beste Beispiel. Neben der Gründung fängt er an, Pflegewissenschaften in Bielefeld zu studieren. „Das lief berufsbegleitend, in regelmäßigen Abständen hatte ich Seminare am Wochenende.“ Seine Bachelorarbeit schreibt er über das sogenannte Lean Management in der Pflege – mit dem Untertitel: „Der Ausweg aus dem Pflegenotstand?“ Dabei geht es um ein schlankes und smartes Gesundheitssystem, das die Zufriedenheit der Mitarbeiter im besten Fall steigern soll.
Start-up-Atmosphäre durch Apps, Mitarbeiter-Massage und Ideenboard
Für die Zufriedenheit seiner Mitarbeiter tut Alexander Boche viel. Zum Beispiel können sich seine Kollegen zur Mitarbeiter-Massage anmelden. Bei den Teambesprechungen gibt es regelmäßig Essen, etwa Bagels von „Die Barista“ – und die Mitarbeiter können über ein Ideenboard selbst Vorschläge für Verbesserungen einreichen.
„Eine Idee war zum Beispiel, Steckdosen in den Dienstwagen zu installieren, weil wir unterwegs immer mit Laptops für die Dokumentation arbeiten. Den Vorschlag haben wir so umgesetzt.“ Auch sonst läuft bei den Pflegeexperten vieles digital. Für die Tourenplanung und die Kommunikation untereinander nutzt das Team Apps. Urlaubsanträge oder Krankmeldungen können die Mitarbeiter ebenfalls per App einreichen.
Alexander Boche ist selbst regelmäßig auf Pflege-Tour
In die Rolle des Geschäftsführers ist Alexander Boche über die Jahre mehr und mehr hineingewachsen. Dabei ist er selbst immer noch gerne als Pfleger im Einsatz. „Wenn es Engpässe gibt, unterstütze ich natürlich. Ich liebe meinen Job und mache das einfach gerne“, sagt Alex. Ihn selbst mache es glücklich, wenn er zum Beispiel in einer Notsituation helfen und Angehörige beruhigen könne. „Es ist einfach schön zu sehen, was wir in diesem Bereich bewirken können – das ist unser Antrieb.“
Als klassisches Start-up würde der Hamelner „Die Pflegeexperten“ nach fast fünf Jahren nicht mehr sehen. „Wir haben uns mittlerweile sehr gut etabliert“, sagt Alex. Der 27-Jährige ist stolz auf sein Team und die gute Entwicklung. Und wenn er mal abschalten möchte, trifft er sich abends mit Freunden – oder verbringt etwas Zeit bei seinen Bienen …
Fotos: Tanja Dutton