Mit dem Stift in der Hand mal Linus ein Gesicht auf ein Blatt Papier. Es ist ein fröhliches Gesicht. Denn Optimismus ist das, was den achtjährigen Jungen auszeichnet. „Linus hat sehr viel mitgemacht“, erzählt seine Mutter Sarah Fröhlich. Denn als ihr jüngster Sohn an Krebs erkrankt, bricht für seinen älteren Bruder eine Welt zusammen. „Linus liebt seinen Bruder bedingungslos“, weiß seine Mutter. Die Sorge um ihn; sie erdrückt den Bruder. Er bekommt mit, wie es um seinen Bruder steht, sieht, wenn es ihm schlecht geht – und leidet mit. „Das war für Linus der Horror“, so Sarah Fröhlich.
Die Familie holt sich Hilfe bei der Organisation Flugkraft
Hinzu kommt: Mit ihrem jüngeren Sohn muss die Mutter oft ins Krankenhaus, Therapien stehen an. Sie kann sich nicht so um ihren Ältesten kümmern, wie er es gewohnt ist. „Aber ich muss doch da sein für Linus“, sagt sie sich des Öfteren. Doch das kann sie nicht immer. Und sorgt sich fast mehr um Linus als um seinen kranken Bruder. Nicht sofort holt sich die Familie psychologischen Beistand. Doch dann wird Sarah Fröhlich aufmerksam auf die Organisation Flugkraft. Diese hilft Familien, in denen Kinder an Krebs erkranken. Linus‘ Mutter weiß: „Wenn er jetzt die Hilfe nicht annimmt, dann sieht es nicht gut aus.“
Doch die Hilfe hat Erfolg. Linus fängt an, seine Sorgen in Bildern auszudrücken, hat Talent als kleiner Künstler. Seine sensible Ader, seine Feinfühligkeit, sein Gerechtigkeitsgefühl – all das kann der Schüler in der Kunst ausdrücken. Er mal und malt. Und weiß: Er möchte mit den Bildern helfen. Die Idee, durch den Verkauf der Bilder, Spenden für die Organisation Flugkraft zu sammeln, reift. Und vom 20. bis 25. Juni stellt Linus zum ersten Mal seine Bilder aus. Im HamelnR Store.
Sterben war immer ein Thema.
Sarah Fröhlich, Mutter von Linus
Mittlerweile gilt Linus‘ Bruder als geheilt. Auch Linus hat sich, so erzählt es seine Mutter, wieder gefangen. Doch natürlich hat die Familie viel aufzuholen. Linus Selbstbewusstsein in der Schule, es war am Boden, wie Sarah Fröhlich erzählt. Während der schweren Erkrankung seines jüngeren Bruders ist er nicht in der Lage, die erforderliche Leistung zu bringen. „Linus sucht die Schuld auch schnell bei sich“, weiß seine Mutter.
Doch auch hier holt sich die Familie Hilfe. Die Anspannung, die er zuhause während der ganzen Zeit hat, kann so in der Schule etwas abgefangen werden. Denn auch, wenn es seinem Bruder heute gut geht: „Sterben war immer ein Thema. Ich hätte ja nie zu Linus sagen können, dass sein Bruder nicht stirbt“, erzählt Sarah Fröhlich.
Linus möchte anderen Menschen Hoffnung geben
Heute plant die Familie nie so weit im Voraus. „Wir feiern jetzt das Leben“, sagt Sarah Fröhlich. Wenn die Brüder zusammen sind, haben sie ihren Spaß, Linus zeigt seinem Bruder gerne die gemalten Bilder. Er sei ein sehr kreativer Kopf, begeistere auch seine Nachbarin, eine Künstlerin aus Hessisch Oldendorf, berichtet seine Mutter. Und mit seinen Bildern in der Ausstellung begeistert er hoffentlich auch noch viele andere Menschen. Und kann ihnen Hoffnung geben. Denn, so sagt Sarah Fröhlich: „Es ist wichtig, niemals aufzugeben. Und auch wenn man denkt, dass nichts mehr geht, irgendwann wird doch wieder alles gut.“
- Hinweis: Die Ausstellung im HamelnR-Store an der Osterstraße 19, wo ihr die Bilder auch kaufen könnt, ist vom 20. bis 25. Juni montags bis freitags von 10 bis 17 Uhr sowie am Samstag von 10 bis 15 Uhr geöffnet.
Foto: Chris Kursikowski