Unsere Stadtführerin Petra startet ihren heutigen Rundgang mit uns im Bürgergarten, in dem sie uns bei strahlendem Sonnenschein eine grobe Einführung in die Stadtgeschichte gibt. Von Weserauen, Mühlen und Hamelns Zeiten in der Hanse mit den zugehörigen, reichen Kaufleuten erfahren wir. Auch ich als „Einheimische“ nehme den ein oder anderen Fakt über die Stadt mit, den ich noch nicht kannte. Und dann geht es auch schon in die Fußgängerzone. Wir schauen uns den alten Rattenkrug an und erfahren, dass es nur wenige „echte“ Steinhäuser aus dem Mittelalter in Hameln gibt.
Die meisten Häuser in Hameln sind bekanntermaßen als Fachwerk im Stil der Weserrenaissance erbaut. Besonders reiche Kaufleute haben sie durch eine vorgelagerte Steinfassade ergänzt. Oder sie haben sie mit reichlichen bunten Schnitzereien verzieren lassen, wie man gut am heutigen Museum und dem Museumscafé sehen kann. Die Kameras klicken bis zum Umfallen und ich bewundere die liebe Petra sowohl für ihr reichhaltiges Wissen als auch für ihre Geduld mit unserer Gruppe, die immer wieder zu interessanten Fotomotiven auseinanderdriftet und wie ein Sack Flöhe zu hüten ist.
Instawalk in Hameln: Zu Besuch in der Klimakiste
Am Pferdemarkt kühlen wir uns in der „Klimakiste“ ab und treffen dort tatsächlich auf deren Entwicklerin. Die Klimakiste ist eine große, begehbare Holzkiste, in deren Inneren bunte Pflanzen, kleine Bäume und erfrischender Sprühnebel enthalten ist. Es ist so heiß, dass ich am liebsten direkt dort drinnen bleiben möchte.
Aber da wartet auch schon die nächste Überraschung auf uns. Der Rattenfänger himself kommt mit seiner Flöte vorbei und…steuert tatsächlich direkt auf unsere Gruppe zu. Kurz vor dem Glockenspiel am Hochzeitshaus erzählt er uns lebendig wie er im Mittelalter die Ratten aus Hameln vertrieb und dann von den Ratsherren um seinen Lohn betrogen wurde. Dann startet das Glockenspiel und gibt das Erzählte noch einmal wieder. Die Instawalker sind begeistert. Und auch ich gucke viel zu selten hoch, wenn ich in der Stadt Besorgungen mache und das Glockenspiel dann anfängt. Wie schön es doch eigentlich ist!
Rundblick über Hameln vom Kirchturm der Marktkirche
Kurze Zeit später wünsche ich mich wieder in die Kühle der Klimakiste zurück, aber ich habe es ja so gewollt. Wer mag, bekommt vom Küster der Marktkirche die Erlaubnis, den Kirchturm zu besteigen. Das möchten sich nur wenige entgehen lassen. Die Treppen sind allerdings nichts für Menschen, die nicht gut zu Fuß sind. Es geht steil hinauf. Am Ende quetscht man sich durch ein kleines Loch im Boden des Turmzimmers. Aber der Blick entschädigt für alles, auch wenn uns der Schweiß an den Körpern herunterrinnt, denn die Fenster sind zugeschraubt und die Temperatur hier oben ist unerbittlich. Einmal Rundblick über Hameln. Auch hier war ich als echte Hamelenserin noch nie. Was für ein Erlebnis!
Danach sind wir alle reif für ein dickes Eis im Café nebenan. Kurze Verschnaufpause und Austausch über die Dinge, die wir bis hierhin schon erleben durften. Doch einiges erwartet uns noch. Durch die wunderschöne Fischpfortenstraße schlendern wir Richtung Pfortmühle und machen tolle Aufnahmen vom Panorama mit Mühle, Münsterkirche und Weser von der kleinen „Rattenbrücke“, die zur Weserinsel führt. Und ich schwöre es, auf dem Weg zurück zur Promenade habe ich eine dicke Schildkröte im Weserwasser gesehen! Die anderen belächeln meine Euphorie, doch eine Fotografin, die mit mir auf der Brücke stand, bestätigt meine Aussage. Schildkröten in der Weser. Wer hätte das gedacht?
Den Tag lassen wir in der Sumpfblume Hameln ausklingen
Die Geschichte der Münsterkirche und auch des „Hotel Stadt Hamelns“ erklärt uns Petra ebenfalls im Detail und sagt schmunzelnd, dass ihr Letzteres doch als Hotel um einiges lieber ist, als das Gefängnis, das es einmal war.
Unser ereignisreicher Tag endet in der Sumpfblume, wo wir in der „Golden Hour“ kühle Getränke und leckeres Essen zu uns nehmen und den Tag Revue passieren lassen. Wassersportler tummeln sich auf der Weser, während die Sonne sich rötlich im Wasser spiegelt. „Fast wie ein Abend am Meer!“, denke ich und beschließe die Stadt zukünftig wieder mehr mit offenen Augen wahrzunehmen.
Fotos: Ines Krawinkel