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Veganuary: Warum Hamelnerin Anja Mikoleizig (teil)vegan lebt

Für die Organisation Veganuary steht der Januar ganz im Zeichen der veganen Lebensweise. Auch Anja Mikoleizig aus Hameln lebt (teil)vegan und hat uns ein paar Fragen zum veganen Lebensstil beantwortet.

Titelfoto: Varenia Griebel

Anja Mikoleizig aus Hameln lebt seit Mai 2020 (teil)vegan und verzichtet größtenteils auf Nahrungsmittel tierischen Ursprungs. „Teilvegan”, weil ihr Mann und sie sich vor rund zwei Jahren dazu entschieden haben, an einer 30-Tage-Challenge von Peta teilzunehmen und zunächst die Ernährung daheim nach und nach auf vegan umzustellen.„Wir wollten in dieser Zeit testen, ob wir es überhaupt schaffen, bestimmte tierische Produkte zu ersetzen”, sagt sie. Anja war zunächst skeptisch, weil sie sich selbst als„Milchprodukte-Junkie” sah. Sie sagt:„Veganismus ist meist ein Prozess und keine plötzliche 100 Prozent ad-hoc Umstellung.” Wir haben ihr ein paar Fragen zur veganen Lebensweise gestellt.

Warum hast du dich für die vegane Lebensweise entschieden?

Das Tierwohl steht bei mir als Grund für den Veganismus ganz oben. Ich glaube, fast jeder, der Tiere mag und sich mit den Bedingungen in Massentierhaltungen beschäftigt, wird bestätigen können, dass Massentierhaltung den Tieren unwürdig ist und abgeschafft gehört. Gewalt gegen jede Art von Lebewesen verachte ich zutiefst. Und jeder – auch jedes noch so kleine Tier– hat nur dieses eine Leben. Viele Gründe vegan zu leben waren mir zu Beginn allerdings gar nicht so bewusst, bestärken mich jedoch dabei. Dies sind zum Beispiel der Umwelt- und Klimaschutz oder die Sicherung der Welternährung.

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Da ich mit 36 Jahren Brustkrebs hatte, war Ernährung natürlich auch unter dem Gesichtspunkt ein Thema für mich.

Vegan zu leben reduziert den Flächenbedarf für die Ernährung, schützt den Boden und das Grundwasser, senkt den Wasserverbrauch in der Landwirtschaft und trägt teilweise zum Erhalt der Regenwälder bei, damit diese nicht wegen des Anbaus von Nutz- und Futterpflanzen gerodet werden. Es ist der derzeit effektivste Schutz für unser Klima! Und richtig angewandt kommt es natürlich der eigenen Gesundheit zu Gute. Da ich mit 36 Jahren Brustkrebs hatte, war Ernährung natürlich auch unter dem Gesichtspunkt ein Thema für mich, wobei die vegane Ernährung eher andere Volkskrankheiten positiv beeinflussen kann. Viele Menschen wissen gar nicht, wie viele Leiden und Krankheiten durch die richtige Ernährung positiv beeinflusst werden können und das ist sicher nicht immer die vegane Lebensweise. Ärzte sollten sich dem Thema viel mehr widmen, aber ich schweife ab 🙂

Foto: Chris Kursikowski

Wie lässt sich die vegane Lebensweise in deinen Alltag einbeziehen?

Sehr gut, da mein Mann und ich uns ja gemeinsam dazu entschieden haben, die gleiche Herangehensweise haben und geschmacklich das Gleiche mögen. Anfänglich – da war noch kein Corona – hatte ich lediglich das Problem, wie ich auf der Arbeit vegan essen soll. Die Kantine bietet zwar vegetarische Gerichte an, aber eben nicht vegan. Also habe ich viel vegetarisch aber teilweise schon vermehrt vegan (Salat, oder einfach Kartoffeln mit Gemüse) gegessen. Da ich in Hannover arbeite, war es allerdings einfach, mal mittags raus zu gehen und sich etwas Veganes zu holen. Das Angebot dort ist wirklich super.

Das schlimmste für mich wäre, wenn mich jemand fanatischen Veganer nennt. 

Mittlerweile arbeite ich fast hauptsächlich im Homeoffice, so kann ich schnell mittags was kochen. Das hat schon seine Vorteile. Allerdings essen wir heute noch unterwegs oder bei Freunden mal vegetarisch. Ich will niemandem zur Belastung werden, wenn er mich einlädt 🙂 Das schlimmste für mich wäre, wenn mich jemand fanatischen Veganer nennt. Meine gesamte Kosmetik ist vegan, das ist mittlerweile nicht schwierig und es gibt richtig gute Angebote, die sich auch gut auf meine Haut auswirken – ohne Konservierungsstoffe und so weiter. Bei der Kleidung gibt es wirklich gute Anbieter, hier finde ich es allerdings noch schwierig und da gibt es viel Weiterentwicklungspotenzial.

Foto: Chris Kursikowski

Welche veganen Gerichte sind deine Favoriten?

Currys jeder Art! Ich liebe sie einfach. Ob thailändisch, etwas schärfer oder indisch mit selbstgemachten NaanBrot. Außerdem sind diese so schnell gekocht, das kann wirklich jeder. Auch Ramen/Suppen oder Aufläufe mag ich sehr oder mal eine schnelle Bowl. Wichtig sind leckere Soßen, zum Beispiel mit Tahini oder Miso. Man lernt ja einfach so viele leckere tolle Lebensmittel kennen. Im Gegensatz zu der veganen Küche war das Essen vorher langweilig, trist und geschmacklos, jetzt ist es eine Explosion und wahre Bereicherung. Wer hätte das gedacht? Nicht nur Salat und Gras, wie viele denken 🙂

Man kann fast jedes Gericht in eine vegane Variante verwandeln.

Man kann fast jedes Gericht in eine vegane Variante verwandeln. Allerdings sollte man sich davon lösen, dass es gleich schmeckt. Wir haben viele Fertigprodukte ausprobiert – die Lebensmittelläden sind ja voll damit und bieten immer mehr Alternativen an. Aber vieles davon schmeckt mir nicht, da Fertigprodukte aber noch nie hoch im Kurs bei uns standen. Frisch kochen mit vielen Gewürzen und saisonal ist einfach was anderes und natürlich gesünder. Denn bei jeder Ernährungsweise kann man sowohl gesund als auch ungesund essen. Das gilt auch für die vegane Küche.

Foto: Chris Kursikowski

Wie leicht ist es für dich, in Hameln vegan zu leben?

Bezüglich der Ernährung leicht … Wenn man sich einmal damit beschäftigt und umgestellt hat, weiß man, wo man was bekommt und was man mag. Das ist aber tatsächlich Typsache. Ich kaufe mittlerweile sehr viel auf dem Markt oder im Bioladen. Dort gibt es so leckere Brotaufstriche, auf die ich nicht verzichten möchte. Und das Tolle ist, diese sind im Glas verpackt. Durch das Thema Veganismus kommt man natürlich auch schnell zum Thema Nachhaltigkeit. Vor unserer veganen Umstellung haben wir versucht, Plastik zu vermeiden, und zum Beispiel Milch in Glasflaschen gekauft oder an der Käsetheke den Käse in Tupperschalen verpacken lassen. Bei der Umstellung auf die vegane Ernährung mussten wir aber tatsächlich feststellen, dass es unter Nachhaltigkeitsaspekten ein krasser Rückschritt ist. Hier gibt es noch viel zu verbessern.

Das Tolle ist, dass Hameln ja nun auch Unverpackt-Läden hat, die auch vegane Produkte anbieten.

Das Tolle ist, dass Hameln ja nun auch Unverpackt-Läden hat, die auch vegane Produkte anbieten. Auch hier kaufen wir sehr gern ein. Durch die Umstellung fahren wir allerdings nicht mehr nur einen Lebensmittelladen, sondern verschiedene an, weil es die Produkte, die wir mögen, natürlich nicht überall gibt. Das ist der einzige Nachteil. Essen gehen wird in Hameln immer einfacher, es gibt so viele tolle Restaurants, die vegane Gerichte anbieten und teilweise sogar eine ganze vegane Karte haben, zum Beispiel das PapiChulo. Kosmetik und Kleidung bestelle ich allerdings noch im Internet – obwohl ich natürlich gern die HamelnR Anbieter unterstützen würde. Vielleicht ist das ja ein Anstoß, sich mehr mit veganen Produkten zu beschäftigen und dafür zu werben. 

Warum sollten sich die vegane Ernährung auch andere HamelnR durch den Kopf gehen lassen?

Weil es keine Einschränkung ist wie viele denken, sondern eine große Bereicherung, bei der man nebenbei auch noch Gutes tut, für die Tiere, die Umwelt und für sich. Es ist viel leichter, als viele denken. Ich habe mal gesagt „ich kann niemals vegan leben!“ In der heutigen Zeit ist es aber so einfach. Nur der innere Schweinehund liebt eben Routine und Umstellung von Gewohnheiten liegt Menschen erstmal fern. Aber jeder, der für sich sagt, dass er Tiere liebt, hat eigentlich schon den ersten Schritt getan.

Ich kann alle nur ermutigen! Traut euch und ihr bereichert euer Leben.

Daher bietet der Januar mit neuen Vorsätzen und der Veganuary-Idee die beste Chance, einzusteigen und zum Beispiel an einer der vielen 30-Tage-Challenges teilzunehmen und sich Ideen und Infos zu besorgen und es einfach mal auszuprobieren, sich langsam umzustellen, nach und nach und nicht sofort alle Produkte in den Müll zu werfen, die nicht vegan sind. Und die Umstellung dauert, auch der Geschmack verändert sich nur langsam. Mittlerweile mag ich Milch in Kaffee überhaupt nicht mehr, wobei das anfänglich meine wirklich größte Sorge war. Rückblickend die tatsächlich beste Entscheidung in meinem Leben und ich bin eher traurig, dass ich es nicht früher schon probiert habe. Ich kann alle nur ermutigen! Traut euch und ihr bereichert euer Leben. 

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