Kunst mit Herz.
Über dem dunklen Massivholztisch, der an Joanas Wohnzimmerwand steht, prangt ein düsteres Portrait einer Frau – doch irgendwie strahlt es Zuversicht aus. Das Bild ist von einem Holzrahmen umgeben, verziert mit geschnitzten Ornamenten. Vor dem dunklen Hintergrund: eine Frau in einem Kleid, dahinter ein weißer Fuchs. Das Bild hat Joana Schmerse, die sich als Künstlerin Hanna Heartwork nennt, für ihre Oma gemalt. Nach dem Tod ihres Großvaters.
„Meine Oma hat sich damals unglaublich alleine gefühlt und ich habe ihr dieses Bild gemalt. Es stellt meinen Opa als Fuchs dar, der auf sie achtet und sie im kalten Winter warm hält“, erklärt Joana – und lässt ihren Blick noch einmal über das Portrait schweifen. An dem Bild hat sie mehrere Wochen lang gearbeitet. „Die handwerklichen, analogen Arbeiten sind aufwendig“, sagt sie.
Hanna Heartwork aus Hameln im Portrait: „Kunst war schon immer mein Ding“
In ihrer Hamelner Wohnung sind fast ausschließlich Kunstwerke zu finden, die Joana selbst erstellt hat. Im Flur zum Beispiel hängt eine Serie fiktiver Portraits. „Meine Bachelorarbeit, die in Zusammenarbeit mit einem Kindergarten entstanden ist“, erzählt die ehemalige Kunststudentin und zeigt auf das Bild mit einer Karotte und einer Frau im Zentrum. „Echt lustig“, schmunzelt Joana: „Ein Mädchen hat sich gewünscht, in einer Karotte zu leben.“ Die Kinder konnten ihre Träume äußern – und Joana hat sie verbildlicht.
Zwischen antiken Möbeln, orientalischen Teppichen und Siebdrucken im Wohnzimmer fällt ein Kunstwerk besonders ins Auge: Es zeigt einen Geiger. „Das einzige Bild in meiner Wohnung, das ich nicht selbst gemalt habe. Es stammt von meinem Opa und erinnert mich an ihn“, erzählt Joana. Sie ist in Hameln aufgewachsen und zur Schule gegangen, hat Kunst in Hannover und Grafikdesign in Hildesheim studiert.
Ihr Studium finanziert Hanna Heartwork auch mit Auftragsarbeiten
Mein Vater schreibt Bücher und Gedichte. Meine Mutter malt auch, war Schaufensterdekorateurin. Meine Schwester ist Journalistin und Autorin in Hamburg. Ich bin in einer Künstlerfamilie aufgewachsen. Kunst war schon immer mein Ding.
Trotzdem erlebt sie während der Schulzeit einen Rückschlag. „Auf der Eugen-Reintjes-Schule im Fachabitur Gestaltung hat eine Lehrerin zu mir gesagt, dass ich beruflich besser nichts mit Kunst machen soll“, erinnert sich Joana. Nach dem Abitur stellt sie sich die Frage: „Was machst du mit deinem Leben?“ Sie nimmt sich ein Jahr Zeit, um zu reisen und ihre Prioritäten zu klären. Sie entschließt sich, der Kunst eine Chance zu geben. Ihr Studium finanziert sie später zum Teil mit Auftragsarbeiten.
Joana sagt über sich selbst: „Ich bin eine extreme Perfektionistin“
Während der Studienzeit hat Joana eigentlich immer den Wunsch, als Illustratorin bei einem Verlag zu beginnen. „Das war immer mein Traum. Da ich nach dem Studium aber so viele Aufträge hatte, habe ich es mit der Selbstständigkeit versucht – und bin dabei geblieben, weil es mir so viel Spaß gemacht hat“, sagt sie. Inzwischen arbeitet sie unter dem Pseudonym „Hanna Heartwork“ seit mehreren Jahren als selbstständige Künstlerin.
Joana selbst beschreibt sich als „extreme Perfektionistin“. Manchmal würde sie lieber etwas unstrukturierter sein, frei und ungehemmt gestalten. Doch wenn etwas nicht nach ihrem Plan läuft, stört sie das schnell. „Deswegen ärgert es mich auch, dass der Flur noch relativ leer ist. Eigentlich müsste alles sofort stimmig und perfekt sein in der Wohnung“, sagt sie. Dabei wohnt Joana zum Zeitpunkt unseres Interviews gerade einmal drei Wochen hier.
Hameln ist für Hanna Heartwork eine Charakterstadt
In Hameln lebt und arbeitet die Künstlerin und Grafikdesignerin gern. Ihr Atelier an der Ohsener Straße teilt sie sich mit einer weiteren Künstlerin aus der Region. Gerade plant Joana Ausstellungen für dieses Jahr, um ihre Kunstwerke zu präsentieren. „Ich bin kein Großstadtfan, sondern liebe kleinere Charakterstädte“, sagt sie. Dazu zählt Hanna Heartwork auch Hameln. Hier beginnt für sie ab Februar 2020 ein neues Kapitel.
Ab dem 1. Februar lerne ich bei Punkt Schwarz das Tätowieren. Das wird ein neuer Lebensabschnitt für mich. Den brauchte ich für mich aber auch. Ich will nicht auf der Stelle stehen, sondern vorankommen, mich weiterentwickeln. Punkt Schwarz bietet mir die perfekte Gelegenheit dazu.
Bei Punkt Schwarz will Joana das Tätowieren lernen
Moritz Piwon, Tätowierer bei Punkt Schwarz, kennt Joana dabei schon lange. „Mit Moritz bin ich quasi aufgewachsen, unsere Familien sind schon ewig befreundet, wir waren auf der gleichen Schule.“ Auf die neue Aufgabe und die neuen Erfahrungen im schicken Tattoostudio im Herzen von Hameln freut sich Joana sehr. Ihrer Leidenschaft, dem Malen und Gestalten, will sie neben der Ausbildung natürlich weiter nachkommen.
Joana Schmerse selbst ist bereits tätowiert. Ihr gesamter Rücken, die Hände und ihre Arme wirken wie ein Kunstwerk – in sich stimmig. „Meine Tattoos haben aber keine tiefergehende Bedeutung. Das, was mich wirklich beschäftigt, verarbeite ich in meinen Bildern“, sagt sie. Das spiegelt ihr Künstlername Hanna Heartwork wider. Der Name steht für das, was Joana wichtig ist: Kunst mit Herz.
Text: Moritz Muschik
Fotos: Tanja Dutton
Konzeptschmiede
Hanna Heartwork