Nur ihr Wohnmobil und ihren Hund, mehr braucht es nicht, sagt Romina Dunse über ihr Leben, für das sie sich im April 2021 entschieden hat. Vom Freund getrennt, aus der gemeinsamen Wohnung ausgezogen, entscheidet sie sich, in ihrem Van zu leben. “Manchmal braucht man einfach Mut”, sagt sie heute rückblickend. Auf sechs Metern Länge sei alles drin, was sie sonst auch in ihrer Wohnung gebraucht habe. Natürlich mit dabei: ihr Berner Sennenhund, Sir Monte. Er stellt die 28-Jährige nochmal vor eine ganz andere Herausforderung. Denn ohne Hilfe, so sagt sie, könne sie das Leben so nicht führen. Lange alleine bleiben kann Sir Monte in dem Van nämlich nicht.
Ich kann mein Selbstbewusstsein damit voranbringen, kann meine Grenzen überschreiten.
Romina Dunse
Wenn Romina gerade nicht mit ihrem Van unterwegs ist, arbeitet sie als Erzieherin in einer Kinder- und Jugendwohngruppe in Dörentrup und hat dort auch mal 24-Stunden-Dienst. Da ist es gut, ihre Mutter in ihrer Nähe zu wissen, bei der sie auch gemeldet ist und die sich dann um Sir Monte kümmert. Und ab und an übernachtet sie dann doch mal bei ihrer Mutter auf dem Sofa, dann, wenn sie gerade keinen Bock mehr hat auf ihr Auto, wenn das Wetter – wie in diesem Winter – des Öfteren mal zu schlecht ist, um morgens einfach die frische Luft zu genießen, die bei offener Tür – und gutem Wetter – in ihr Wohnmobil zieht. “Das Wetter diesen Winter war echt nicht meins”, sagt sie. Je nachdem sucht sie sich dann die entsprechende Stelle, an der sie mit ihrem Wohnmobil stehen kann. Gerne in Ohr an der Weser, mal in Hameln, viel im Raum Aerzen, weil das näher an ihrer Arbeitsstelle ist, aber – und das ist das Gute: Nie an einem festen Ort. “Finde das voll cool, ortsunabhängig zu sein.” Sowieso: Romina ist ein sprunghafter Mensch. Letztlich hat sie ihr Leben ihrer Person angepasst.
Hat sie schon mal schlechte Erfahrungen gemacht? Ja, auch, aber nicht unbedingt hier, sagt sie. Romina ist mit ihrem Van viel auf Reisen, stellt sich dort dann ebenfalls gerne ins Umland, abseits von den Menschenmassen. “Und eines nachts in der Eiffel ging dann der Alarm meines Autos los”, sagt sie. Was den Einbrecher, sie vermutet einen jungen Mann, der ihr tagsüber beim Wasseranschluss geholfen hatte, aber abgeschreckt hat. Angst hat sie aber nicht, im Gegenteil: “Ich kann mein Selbstbewusstsein damit voranbringen, kann meine Grenzen überschreiten.”
Wie macht sie das mit dem Duschen?
Die erste Grenze, nach der sie oft gefragt wird: Wie macht sie das mit dem Duschen? Erstmal, so sagt sie, lebe sie komplett autark, habe nen Abwasserbehälter und ne Heizung. Aber ja, Duschen könne sie zum einen bei der Arbeit, zum anderen bei ihrer Mutter und ansonsten sei sie halt kreativ. Gerade hat sie noch ein Studium begonnen (“das macht es natürlich nicht einfacher”), nutzt ihren Hotspot, um ins Internet gehen zu können. Einen Fernseher vermisst sie nicht, man lerne, den Minimalismus zu schätzen. Mittlerweile hat Romina viele Freunde, die so leben wie sie – oder in Tiny Häusern. “Es ist alles machbar”, sagt sie. Um eine feste Anlaufstelle zu haben, hat sie vor Kurzem aber zudem eine Parzelle auf einem Campingplatz in Extertal übernommen. Dort richtet sie gerade den Wohnwagen her, zögert es aber auch selbst hinaus. “Ich will mich nicht fest binden”, sagt Romina. Fest steht nur eins: “Das Wohnmobil wird immer bleiben.”
Text: Karen Schreiber / Fotos: Romina Dunse